Der Roman „1984“ von George Orwell ist einer der bekanntesten Romane der Weltliteratur und sicherlich einer der berühmtesten Dystopie-Romane aller Zeiten. Er handelt von einem totalitären System, das in der Zukunft herrscht und einer einzigen Person, die versucht zu überleben.
Der einzige Protagonist heißt Winston Smith. Sein Name spiegelt seine Einfachheit wieder und im Roman wird er als Person dargestellt, die jederzeit ohne weiteres mit einem beliebigen Menschen getauscht werden könnte. Winston gehört, wie nahezu jeder, zur Außenpartei, die sich aus gesellschaftlich niedrig gestellten Arbeitern zusammensetzt, die zwar von der Gesellschaft akzeptiert werden, aber nicht mehr als ihre Nötigsten Regelungen haben und manchmal nicht einmal genug zum Überleben besitzen. Er steht bei Zeiten auf, verrichtet seine Arbeit, zeigt keinerlei Anzeichen eines Wunsches nach Freiheit geschweige denn seine eigene Meinung, denn das kann mit dem Tode bestraft werden. Dennoch ist er ein Mann, der von seinen Emotionen gelenkt wird, von seinen Zweifeln fortgetragen wird und innerlich einen Hass gegen die Unantastbarkeit entwickelt. Diese Unnahbarkeit, die Führung und einzige Religion ist der Große Bruder.
Wenngleich er sogar der „Gott“ der Partei ist, ist er doch nur ein Bild an der Wand und eine Stimme im Fernsehen. Er sieht, kontrolliert und weiß alles. Er ist fehlerlos und wenn er doch einen Fehler begeht, ändert sich alles, samt der Vergangenheit, sodass seine Voraussagen für die Zukunft und die Gegenwart wieder richtig scheinen. Auch wenn der Große Bruder als ehrwürdige und lebendige Person behandelt wird, als Vorbild und der absolute Alleinherrscher, ist er nur ein System.
Großer Bruder ist eine Organisation, die geschaffen wurde um eine Diktatur zu führen, die Menschen zu beherrschen, eine einzige Meinung durchzusetzen und um jegliche Art von Individualität zu beseitigen und damit auch die Menschheit selbst. Die Aufgabe des Großen Bruders ist, das totalitäre System aufrecht zu erhalten und das tut er auch mit einer Herrschaft der Angst, des Hasses und der totalen Kontrolle aller einfachsten menschlichen Gefühle. Die Schreckensherrschaft wird durch Säuberungsaktionen getragen. Jeder weiß, dass wenn sie auch nur den leisesten Grund zur Annahme böten, die Autorität des Staates nicht anzuerkennen, wird ausgelöscht – aus der Geschichte und der Gegenwart.
Die Unzufriedenheit der Menschen wird allmählich zum Hass gegen den Feind. Und dieser Feind ist noch nicht einmal real. Er ist künstlich geschaffen, genauso wie die imaginären Kriege, die lediglich dazu dienen, die Armut zu rechtfertigen und den Hass zu schüren. Hass wird dazu gebraucht um die Bedürfnisse der Menschen, jemanden zu finden, der die Verantwortung im Staat übernehmen kann, aufzudecken und diese auszuschalten, was die Menschen von ihren eigentlichen Problemen ablenken und auf irrelevante Schwierigkeiten aufmerksam machen soll. Indem die Emotionen der Menschen unterdrückt werden, Individualitäten abgewürgt, Kunst, Philosophie und eigene Meinungen verhindert werden, entwickeln sich die Menschen zu Arbeitern, die sich nie gegen ihren Besitzer erheben werden, denn sie sind nicht in der Lage zu erkennen, dass alles um sie herum falsch ist.
Der Roman war Orwells Warnung im Hinblick auf die Zukunft der Welt, wenn die Gesellschaft erlaubt von unbekannten Mächten manipuliert zu werden, die sich als verführerische Vorbilder und billige Freudeüberbringer darstellen. Der Mangel an kritischen Meinungen und die Handlungsunfähigkeit gegen die Unzufriedenheit kreieren eine Welt, die aus Sklaven besteht und einer Minderheit, die alles aus dem Schatten heraus unterdrückt und kontrolliert.
„1984“ ist aus der Sicht der Hauptperson geschrieben, auch wenn es in der dritten Person Singular verfasst ist. Diese Betrachtungsweise zeigt die Welt mit seiner inneren Meinung und seine Welt ist meinungslos, ohne jegliche Stabilität oder Wahrheit. Alles kann manipuliert werden, egal wie illegal diese Veränderung ist.
Der Protagonist ist noch nicht einmal davon überzeugt im Jahre 1984 zu leben. Er kann nur seinen eigenen Erinnerungen trauen, doch sie verblassen allmählich, was an dem ständigen Versteckspiel mit der Realität und dem Verdrehen der Wahrheit liegt. Die einzige Sache, die real scheint, ist die unmenschliche Welt und seine Gefühle und Meinungen und das sind die Dinge, die in der Hauptsache verboten sind. Trotz der Umstände bekämpft die Menschlichkeit in Winston die Angst vor dem System. Er beugt sich ihm im Rahmen seiner Möglichkeiten. Das Einzige, was er tun kann, ist zu versuchen sich nicht zu verändern, auch wenn es ihn umbringt.
Dieser Roman ist ein bedeutendes Werk, denn seine Voraussagen wurden in der modernen Gesellschaft wahr. Das ist nicht nur Fiktion, sondern eine Prophezeiung, die auf der Entwicklung der Gesellschaft basiert. Bis auf die Beschreibungen der dystopischen Welt und den gut beschriebenen Figuren bietet der Roman philosophische Gedanken, ethische Diskussionen und vor allem eine Kritik der modernen Gesellschaft, weshalb das Buch nicht nur unterhalten, sondern auch warnen soll.
Genre: Roman
Zeit: 1984 in einer anderen Wirklichkeit
Schauplatz: London
Zusammenfassung
Winston lässt das Mittagessen in der Cafeteria im Ministerium, in dem er arbeitet, ausfallen und entschließt sich, seine freie Zeit zu Hause zu verbringen. Er lebt in einem Komplex grauer Gebäude, die alle gleich aussehen und wo die meisten Angehörigen der Außenpartei wohnen. Sie sind ordinäre, niedrig gestellte Arbeiter, die kaum genug zum Überleben haben. Winston arbeitet im Ministerium für Wahrheit, das damit betraut ist, Nachrichten zu schreiben, die Geschichte und die Gegenwart der Partei. Sie sind in der Bildung, in der Unterhaltung und der vorgesehenen Kunst vertreten. Winstons Job ist es, historische Fakten zu korrigieren, Zeitungsartikel oder jegliche Schriftstücke, die sich gegen die Partei aussprechen. Es gibt auch ein Ministerium für Liebe, dessen Aufgabe es ist, das Gesetz zu stärken und alle schlechten Mitglieder der Partei zu finden und umzubringen. Von allen Ministerien ist dieses das grausamste. Die beiden anderen sind das Ministerium für Frieden, das sich um die Kriegsführung kümmert und das Ministerium für Wohlstand, das sich mit der Wirtschaft befasst.
Winston hat einen besonderen Grund nach Hause zu gehen und das Mittagessen ausfallen zu lassen, was hungern bis zum Frühstück bedeutet. Vor kurzem hat er ein Notizbuch gefunden, das wie ein Tagebuch aussieht und eine Antiquität ist, die er in der Vorstadt gefunden hat, als er Rasiermesser kaufte. Die Vororte sind die Heimat der Proleten, der untersten Schicht der Gesellschaft, die weit ab von der Gesellschaft der Partei leben. Sie leben in Armut und Rechtlosigkeit. Dennoch gehen Winston und auch andere Mitglieder der Partei dorthin um Dinge zu kaufen, die sie benötigen und nicht in den Läden der Partei finden können, wie zumeist Rasierer, Seife, Socken…
Winston hat das Notizbuch gekauft, obwohl es verboten ist. Die Mitglieder der Partei dürfen keine persönlichen Besitztümer haben und besonders keine, die dazu dienen, ihre Gedanken niederzuschreiben, denn das Recht frei zu denken ist unter dem Regime der Partei unbekannt. Winston gelangt in sein kleines Apartment und setzt sich in die Ecke des Raumes, von der aus er den Fernseher sehen kann. Winston hat nur ganz einfache Möbel in seiner Behausung, doch einen Fernseher muss er in jedem Zimmer stehen haben. Niemand weiß, wann sie beobachtet werden, weshalb sie stets vorsichtig sein müssen, weil nur eine einzige falsche Bewegung könnte dazu führen, dass sie ausgelöscht werden – fortgebracht und getötet.
Winston, der sich nicht fürchtet, hat sich das Notizbuch gekauft, setzt sich an den Tisch und beschließt zu schreiben. Zuerst weiß er nicht, was er schreiben soll, deshalb schreibt er alles auf, was sich später zum Hass gegen den Großen Bruder entwickelt.
Ein Klopfen an der Tür unterbricht sein Schreiben. Er hat Angst, fürchtet, es könne die Polizei sein, doch zum Glück ist es nur seine Nachbarin, die ihn bittet, ihr Waschbecken frei zu machen. Sie ist eine müde alte Dame, deren naiver Mann im Ministerium arbeitet und ihre größte Furcht gilt den Kindern. Wie all die anderen Kinder auch, sind ihre Kinder Spione. Sie wurden von der Partei eingeführt und oft überführen sie ihre eigenen Eltern, weil sie von der Partei dazu ermutigt werden.
Als er zurück in der Arbeit ist, macht sich Winston an die Vorbereitung des Zweiminuten-Hasses. In diesen zwei Minuten sehen die Menschen Videos, die ihre Feinde zeigen und alle Kriege, die sie überstehen müssen und alle Mitglieder der Partei würden fluchen, spucken, schreien und so laut ihrem Hass Luft geben, wie sie konnten. Während dieser Zeremonie entdeckt Winston eine junge attraktive Frau, ein Parteimitglied, doch Winston ist angewidert von ihr, denn sie verkörpert alles, was er zu hassen begonnen hat und dazu gehörte die Partei und alle ihre Prinzipien, den Großen Bruder mit eingerechnet.
Er erspäht O’Brien, ein Mann von dem er glaubt, dass er seine Ansichten teilt. Winston kann es nicht sicher sagen, aber angesichts seines Aussehens schließt er, dass O’Brien womöglich ein Mitglied der Bruderschaft ist, eine Bewegung, die vom verhassten Goldstein ins Leben gerufen wurde – dem größten Feind des Staates.
Am darauffolgenden Tag wird Winston von einer weiblichen Stimme geweckt, die ihn zu seiner täglichen Arbeit ruft. Winston ist 39 Jahre alt, aber er fühlt sich bereits wie ein alter Mann, sodass sogar das morgendliche Strecken anstrengend für ihn ist. Er geht zur Arbeit, die er weder mag, noch nicht mag aber gelegentlich macht er es mit Leidenschaft, weil er kreativ sein kann. Er nimmt sein geschmackloses Mittagessen in der Cafeteria ein, als ein Kollege ihm von der neuen Sprache erzählt, die eingeführt werden soll, um alle unnötigen Wörter zu eliminieren und die Meinung der Parteimitglieder weiter einzuschränken.
Beinahe jede Nacht sollte Winston bei einer der organisierten Aktivitäten teilnehmen, die Spaß machen sollen, die Winston aber langweilig findet. Diese Unternehmungen werden frei genannt und sind nicht verpflichtend, aber diejenigen, die daran teilnehmen, stehen in einem anderen Licht da. Wenn Winston jeder der täglichen Aktivitäten fernbleiben würde, würde er sich verdächtig machen. Je weniger Freiheit er hat, desto mehr denkt er darüber nach. In diesem Regime sind nur Tiere und die Proleten frei. Während er so über die Freiheit nachdenkt, beginnt er über die Geschichte zu grübeln und deren Unklarheit, weshalb er versucht, sich an sein Leben zu erinnern mit den einzig gebliebenen unveränderten Fakten.
Einmal, als er in den Vororten spaziert, betritt er eine Bar. Er trifft einen alten Mann, kauft ihm ein Bier und beginnt sich mit ihm über die Vergangenheit zu unterhalten. Er möchte alles wissen – jedes kleine Detail, an das sich der alte Mann erinnern kann, doch unglücklicherweise sind auch die Erinnerung des Alten von den steten Manipulationen der Vergangenheit durchzogen. Sein Gedächtnis ist voller Lücken, die er nicht füllen kann. Winston, der enttäuscht ist, macht sich weiter auf den Weg die Straße hinunter und findet sich plötzlich vor dem Antiquitätenladen wieder, wo er das Notizbuch gekauft hat. Er betritt den Laden und der Verkäufer erkennt ihn. Sie unterhalten sich über die alten Zeiten und diese Unterhaltung kurbelt die Erinnerungen an seine Kindheit an. Er kauft eine weitere verbotene Sache, eine kleine rote Koralle und steckt sie in seine Tasche. Der Ladenbesitzer zeigt ihm einen kleinen Raum über dem Geschäft. Er ist klein und gemütlich aber das verblüffendste daran ist, dass es keinen Bildschirm gibt. Winston ist entschlossen wieder herzukommen.
Während er den Laden verlässt, bemerkt er ein schwarzhaariges Mädchen, das ihm folgt. Es ist dasselbe Mädchen, das er beim Zweiminuten-Hass gesehen hat. Sie ist äußerlich attraktiv, doch Winston weiß, dass sie, wie alle Parteimitglieder, Sex anwidert, denn die Partei befürwortet Asexualtität. Winston gelingt es, vor ihr davonzulaufen und sobald er daheim angelangt ist, hat er das dringende Bedürfnis zu schreiben.
Tage danach sieht er, wie das Mädchen im Korridor auf ihn zukommt. Er beginnt zu schwitzen und befürchtet, verraten zu werden, doch während sie auf ihn zugeht, stolpert die Frau und fällt zu Boden. Winston hilft ihr, doch sie erhebt sich nur mit den Worten, dass es ihr gut gehe. Während Winston ihr noch helfen möchte, drückt sie ihm ein Papierstück in die Hand. Als er sich vergewissert hat, dass keiner sie sieht, liest er den Zettel. Darauf steht: „Ich liebe Dich“.
Es ist schwer, sich einem Mädchen zu nähern, ohne verdächtig zu wirken, doch anstatt sich zu fürchten, wagt es Winston, sich in der Cafeteria neben sie zu setzen. Sie vereinbaren ein Treffen an einem überfüllten Platz. Dort haben sie eine Chance miteinander darüber zu reden, ein Paar zu werden, ohne dass es jemand bemerkt.
Auf dem Platz verabreden sie, sich in den Wäldern außerhalb der Stadt zu treffen – weit entfernt von der Polizei, wo die Chancen belauscht zu werden am geringsten sind. Das Mädchen und Winston haben endlich die Gelegenheit sich wiederzusehen. Sie heißt Julia und sie hasst ebenso die Partei und ihre Regeln, denn sie hat herausgefunden, dass die loyalsten Mitglieder der Partei zu Inneren Partei gehören. In ihrer gemeinsamen Zeit frönen sie körperlichen Freuden, was ein Zeichen der Revolte gegen die Ideologie der Partei von der Reinheit des Körpers, die sie den Menschen predigt.
Julia und Winston treffen sich immer an verschiedenen Orten bis er sie anruft, sich in dem Zimmer über dem Antiquitätenladen zu sehen. Er weiß, dass es verrückt ist, sich mehr als einmal am selben Ort zu treffen und er weiß, dass er möglicherweise geschnappt wird, doch er kann ihr nicht widerstehen. Als Julia zu ihrem Treffpunkt kommt, bringt sie Essen mit, dass sie Mitgliedern der Inneren Partei geklaut hat. Sie bringt niemals zugänglichen echten Zucker, Weißbrot, Marmelade, Tee und das rarste von allem, echten Kaffee.
Das Abenteuer mit Julia verändert Winstons Leben. Er fühlt sich nicht länger wie ein alter Mann und fühlt keine physischen oder psychischen Schmerzen mehr. Es scheint, als hätte er die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Er arbeitet mehr und besucht regelmäßig die Veranstaltungen, sodass niemand ihn für verdächtig halten könne. Er verspürt weniger Furcht und Verzweiflung. Die Liebe zu Julia lässt es ihm besser gehen und glücklicher und gibt seinem Leben eine Bedeutung.
Eines Tages hat er eine entscheidende Begegnung. O’Brien kommt auf ihn zu – der Mann, von dem er hofft, dass er zur Bruderschaft gehört. O’Brien erwähnt ihm gegenüber, dass er ein paar Fehler beim Bearbeiten der neusten Artikel gemacht habe, weil er keines der neuen Wörterbücher benutze. Er sagt Winston, er solle zu ihm nach Hause kommen und eine Kopie der neuen Wörterbücher mitbringen, die kurz vor der Veröffentlichung stehen, damit er keine Fehler mehr machen würde. Winston vermutet, dass diese Einladung ein Versuch O’Briens darstellen soll, ihn alleine zu sprechen und ihn davon überzeugen möchte, der Bruderschaft beizutreten.
Julia und Winston gehen gemeinsam zu O’Brien, obwohl sie wissen, dass es verrückt ist, sich als Paar irgendwo zu zeigen. O’Brien ist zuerst ernst, doch dann steht er plötzlich auf und schaltet den Fernseher aus. Winston und Julia können es nicht fassen. Noch nie haben sie jemanden gesehen, der sich das getraut hätte, aber O’Brien meint, das wäre eines der Privilegien der Mitglieder der Inneren Partei. Er bittet sie sich zu setzen und schenkt ihnen etwas Wein ein, den sie noch nie vorher zu trinken vermochten. O’Brien erzählt ihm von der Existenz einer Bruderschaft, die gegen die Partei arbeitet. Er fragt sie beide, ob sie Mitglieder werden möchten und Julia und Winston stimmen allem zu, außer ihre Beziehung aufzugeben. O’Brien verspricht Winston sogar, ihm das Buch des größten Staatsfeinds, Goldstein, zu beschaffen.
Winston genießt die Zeit in dem kleinen Zimmer über dem Antiquitätenladen. Er legt sich hin und liest mit einem Gefühl der Sicherheit, denn der Bildschirm sieht nicht zu. Er liest die verbotenen Bücher über die wahre Weltgeschichte. Er erfährt von dem Moment, der zu dieser aktuellen Situation geführt hat. Er liest und Julia liegt neben ihm und schläft.
Eines Tages, während des Lesens und Schlafens, unterhalten sie sich gerade über Musik, als sie eine blecherne Stimme hinter sich hören, die ihnen sagt, sie seien tot. Sie erstarren und entdecken eine Kamera, die hinter einem Gemälde versteckt ist und sie anstarrt. Die Partei ist da. Sie befehlen ihnen niederzuknien und ihre Hände hinter den Kopf zu legen, damit sie verhaftet werden können.
Winston findet sich im grausamen Ministerium für Liebe wieder. Er muss bewegungslos in einem isolierten Raum sitzen und warten. Er kann sich nicht rühren, ohne vom Lautsprecher angeschrien zu werden. Er denkt an O’Brien und ob er wisse, dass er inhaftiert wurde. Winston hofft, jemand könne ihn retten.
Nach langem Warten kommt endlich ein Mann in den Raum. Winston ist erstaunt, als er O’Brien erkennt. Zuerst glaubt er, er wurde ebenso gefangen genommen, doch dann schlägt ihn O’Brien. Noch bevor er in Ohnmacht fällt, weiß Winston, dass O’Brien für den Großen Bruder arbeitet.
Winston erwacht in einem Bett und verschiedene Maschinen und Injektionen sind an ihm angeschlossen. Er wird getreten und gefoltert, auf verschiedene Weisen, jedoch so grausam, dass er in einigen kurzen Momenten völlig schmerzfrei zu sein scheint. Nach vielen Stunden der Qual nähert sich ihm O’Brien. Er erzählt ihm von der Partei, von ihrer Art die Welt zu beherrschen, die Geschichte und die Gegenwart und zwar, weil sie sie schreibt. Derjenige, der die Macht über die Vergangenheit und die Gegenwart hat, kann die Wahrheit kontrollieren, egal wie sie aussieht. Derjenige kann die Realität jedes einzelnen verwischen, denn die einzige Wirklichkeit ist die, die die Partei vorzeigt. Es ist das Gesetz für alle und so auch für Winston. Wenn also die Partei Winston sagt, er sehe vier Finger und O’Brien zeigte ihm fünf, müsste er sagen, er sehe vier.
O’Brien sagt, Winston wurde nicht dorthin gebracht um getötet zu werden, sondern verbessert und zu einem neuen und akkuraten Parteimitglied geformt zu werden. Er erklärt ihm, dass die Feinde der Partei gar nicht real seien und dass die Partei sie lediglich erfunden habe, damit die Leute etwas hätten, das sie hassen könnten. Er weiht ihn außerdem ein, dass der Große Bruder ebenfalls nicht existiert und dass er nur ein System sei, das ihn repräsentiert indem es die ausschaltet, die ihm gefährlich werden. Sie erfanden sogar die Bruderschaft, die ihnen dazu dient, die befleckten Parteigänger ausfindig zu machen, weil diejenigen, die an der Bruderschaft interessiert sind, gefährden das System.
Nach einer nicht festgelegten Zeit wird die Folter endlich eingestellt. Sie bringen ihn zur Rehabilitation und es scheint, dass Winston die Regeln der Partei angenommen habe. Bevor sie ihn gehen lassen, müssen sie ihn aber noch gänzlich brechen. Sie führen ihn in den berüchtigten Raum 101. Dort wird er seiner größten Angst entgegengestellt – einer Ratte. Sie drohen ihm, die Ratte frei zu lassen, wenn er nicht Julia verrate. Winston kämpft mit sich selbst, so lange er es ertragen kann, doch in der verzweifelten Panik schreit er heraus, dass sie das mit Julia tun sollten, aber nicht mit ihm. Somit wissen sie, dass sie ihn endgültig gebrochen haben.
Nachdem Winston freigelassen wird, erinnert er sich an alles, erwägt aber nicht, sich noch einmal gegen den Großen Bruder zu stellen. Eines Tages treffen er und Julia sich wieder und beide gestehen einander, sich gegenseitig verraten zu haben während der Folter. Winston ist angewidert von der Vorstellung, wieder mit einer Frau zusammen zu sein und das Gesetz erneut zu brechen. Auch wenn er sich an alles erinnern kann, was vorher war, muss er sich eingestehen, dass er nun den Großen Bruder liebt.
Protagonisten: Winston Smith, Julia, O‘Brien
Personenbeschreibung
Winston Smith ist der Vertreter der kleinen Leute. Sein Name ist gewöhnlich und sehr allgemein, genauso wie seine ganze Existenz. Er ist Teil eines Systems und er ist keineswegs herausragend. Er macht nur seinen Job und muss den Regeln folgen und darf nicht wagen einen Fehler zu machen oder anders zu wirken. Wie jeder andere auch ist er zutiefst frustriert aufgrund des Lebens, dass er führen muss, der Gesetze und der Organisation des Staates. Das System versucht die Menschlichkeit auszuschalten und er versucht das Unmögliche – sie zu behalten und den Regeln zur gleichen Zeit zu gehorchen. So lange er dieses unnatürliche Leben führt, wächst Aufruhr in ihm und er möchte zurückschlagen. Dieser Widerstand bedeutet das Risiko getötet zu werden, aber der Weg des Todes ist der Weg der Wahrheit. Er entdeckt nicht nur seine Menschlichkeit, die auf Erinnerungen baut, auf Gefühlen, Hoffnung, Leidenschaft, Liebe, sondern er entdeckt auch die Wahrheit über den Großen Bruder und das System während er gefoltert wird.
Julia ist ein junges Mädchen, dass sich in Winston verliebt und eine verbotene Affäre mit ihm beginnt. Sie scheint das perfekte Parteimitglied zu sein: an der Spitze der Gesellschaft, Vertreterin der Spione, die Beste ihres Fachs, Volontärin… Sie gehört der Partei, dem Großen Bruder, der sexuellen Reinheit, dem Hass gegen die Feinde und allem, was die Partei vorschreibt. In Wahrheit hasst sie das alles. Sie entscheidet sich nicht gegen die Regeln zu leben, sondern sie nur zu umgehen. Sie behält ihre Leidenschaft, aber mit Vorsicht, kauft gestohlene Lebensmittel, riskiert und macht alles, um ihr Leben erfüllt zu führen, auch wenn das ihr Leben kosten kann. Julia weiß‘, dass der Tod jederzeit vor der Tür stehen kann, denn er schnappt sich stets die loyalsten Parteimitglieder, weshalb sie sich entschließt ihr Leben zu genießen. Sie ist entschlossen, denn die Angst und Verzweiflung haben noch keinen Besitz von ihr ergriffen. Aufgrund ihrer Jugend kennt sie die Welt, wie sie vor der Partei war nicht und die Partei hat es geschafft, sie an falsche Tatsachen glauben zu lassen. Es macht ihr nichts aus, den die Wirklichkeit kann leicht verändert werden, die heutige Realität muss nicht die von morgen sein. Die einzige Sache, der sie sich beugt sind ihre Wünsche, Sehnsüchte, Freuden und Hoffnungen, die sie vorsichtig hegt.
O’Brien ist ein Mann, von dem Winston hofft, er gehöre zur Bruderschaft, einer Bewegung gegen die Partei. Winston ist überzeugt, dass er dazu gehöre, doch später muss er erfahren, dass O’Brien eigentlich für den Großen Bruder arbeitet. Er verrät Winston und wird sein erster Folterknecht. O’Brien erzählt Winston alle Geheimnisse der Partei. Er ist der Mann, der die dunkelsten Seiten des Systems kennt und doch für es arbeitet. Er akzeptiert diese Seiten und fühlt sich nicht schuldig für seine Position oder Handlungen.
O’Brien ist, neben der Partei, der hauptsächliche Böse in diesem Roman, denn er ist grausam, hat keine Empathie und lebt für die Partei, die ihm nicht so egal ist, wie die Leute denken. Er ist in Wahrheit äußerst berechnend. Er versteht, wie die Dinge laufen, hat eine hohe Position inne und mit seinen Tätigkeiten unterstützt er das System. Er versucht Winston zu einem seiner loyalen Sklaven zu machen und hat Erfolg.
George Orwell Biografie
George Orwell wurde 1903 in Indien geboren, das zu dieser Zeit noch britische Kolonie war. Er ging in England zur Schule und arbeitete bei der Polizei in Burma und schrieb über seine Erfahrungen in seinem ersten Roman „Tage in Burma“.
Er verbrachte einige Zeit in Paris und später in London, wo er als Tellerwäscher arbeitet. 1933 veröffentlichte er das Buch „Erledigt in Paris und London“ und dann „Tage in Burma“.
1936 kam er nach Spanien, wo der Bürgerkrieg begann und er wollte auf Seiten der Republikaner kämpfen. Bald aber verschwand er und kehrte nach England zurück. Er veröffentlichte das Buch „Mein Katalonien“.
Während des Zweiten Weltkrieges volontierte er, doch aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes wurde er nicht für die Armee zugelassen und arbeitete als Schreiber bei der BBC in der Zeit, als London bombardiert wurde. 1944 beendete er „Farm der Tiere„, das im August 1945 erschien.
Sein berühmtestes und bedeutendstes Buch „1984“ erschien 1949, ein Jahr vor seinem Tod. „1984“ ist ein politischer Roman mit einer überraschenden Genauigkeit hinsichtlich des Jahres, in dem Orwell es geschrieben hat. Orwell sah dies alles als Fiktion.
Er starb im Januar 1950.