„Die Leiden des jungen Werthers“ ist ein Roman aus der Zeit des deutschen Sturm und Drang und einer der berühmtesten Romane der Weltliteratur. Es handelt sich um einen Briefroman, der in zwei Teile gegliedert ist. Die Briefe stammen von Werther und sind an seinen Freund Wilhelm gerichtet, von dem er sich Hilfe erhofft. Da das Buch hauptsächlich aus den Briefen Werthers besteht, erhält man eher den Eindruck, in einem Tagebuch zu lesen. Auch Wilhelms Antworten lassen sich aus Werthers Briefen erschließen. Wilhelm versucht ihm besonnen und gut zuzureden, doch Werther ist vom Strudel seiner Emotionen hin und her gerissen und besonders launenhaft.
Alle Briefe richten sich an Wilhelm, mit der Ausnahme von zweien: einer ist an Lotta adressiert, der andere an Albert und sind auf den 4. Mai 1771 und den 2. Dezember 1772 datiert. Der Roman ist als Ich-Erzählung aufgebaut, enthält aber auch Teile eines fiktiven Herausgebers, der in der dritten Person spricht und meint, dass Werther keine besondere Beachtung verdient hätte.
Der Roman erzählt von dem Schicksal eines Menschen, der nicht in die Gesellschaft passen will, entfremdet und nicht akzeptiert wird und nur den einen klassisch romantischen Ausweg aus seiner Liebesqual sieht. Das Buch besteht aus zwei Parallelteilen und wird in zwei Teile gegliedert:
- Abreise, Begegnung mit Lotta, Liebe, emotionaler Bruch, von starken Gefühlen bedingtes Fortlaufen
- Ankunft, eine weitere Begegnung mit Lotta, unstillbare Liebe, emotionale Nüchternheit, Pistolen und Abreise die von Gefühlen emotionaler Erstickung getrieben werden
Zusammenfassung
Am Anfang spricht der fiktive Herausgeber zum Leser und berichtet, dass es ihm gelungen sei, alles über die Geschichte des armen Werthers zusammenzutragen und dass er weiß, wie dankbar die Leser ihm dafür sein werden.
Der junge Werther weiß noch nicht so recht, was er mit seinem Leben anfangen soll. Er gelangt in die Stadt W. mit dem Vorwand, noch unerledigte Geschäfte bezüglich des Erbes seiner Mutter zu regeln.
Er kommt in einer wunderschönen Stadt an, die das Werden seiner künstlerischen Fähigkeiten beeinflussen soll. Er ist von Natur aus freundlich und bescheiden, was ihm die Herzen der Bürger zufliegen lässt.
Eines Tages ist Werther auf einen Ball geladen, wo er Lotta trifft. Sie ist die Tochter eines Amtsmanns und umsorgt ihre acht Geschwister, seitdem ihre Mutter verschieden ist. Werthers Augen bleiben sofort an ihr hängen, denn er sieht ihre innere Schönheit.
Wohl wissend, dass sie eigentlich mit Albert verlobt ist, verliebt er sich in sie. Während des Balls zieht ein Sturm auf und die Beiden verbringen die Nacht damit, den Himmel zu betrachten, denken die ganze Zeit jedoch aneinander. Noch mehr verbindet sie ein Gedicht Friedrich Gottliebs. Von dieser Nacht an verbringen Lotta und Werther viel Zeit zusammen.
Als Albert von seiner Reise zurückkehrt, verbringen die drei einige Tage miteinander, genießen ihre gegenseitige Gesellschaft und die Schönheit der Stadt. Werther beginnt an Lottas Liebe zu zweifeln und wird gewahr, dass er niemals mit ihr zusammenkommen wird.
Albert ist ein angenehmer und freundlicher Mann, der viel Geduld für die offenkundige Sympathie Werthers für Lotta aufbringt. Werther verliebt sich noch stärker in sie und ihre Freundschaft reicht ihm nicht mehr. Er fängt an sich zu fragen, ob ihn Lottas Liebe krank gemacht habe.
Als Geburtstagsgeschenk erhält Werther eine Ausgabe Homers, die mit einem Stoffband aus Lottas Kleid dekoriert ist, das sie in der Nacht trug, als sie sich trafen. Seine Liebe für Lotta wächst mit jedem Tag. Er möchte jedoch die Harmonie des verlobten Paares nicht weiter stören und verlässt abrupt die Stadt, um in einer anderen Stadt für einen Gesandten zu arbeiten.
Er hält sich dort für eine Weile auf, doch die Kleinlichkeit seines Vorgesetzten zerstört auch den Restfunken Willen eine Arbeit zu verrichten, die ohnehin nicht zu ihm passt. Er fühlt sich so, als würde er nirgendwohin gehören, denn er kann sich nicht mit der Noblesse der hohen Gesellschaft identifizieren. Niemand hat auch nur geringstes Interesse an seiner künstlerischen Seele.
Er steckt in einer Gesellschaft, die ihn wie einen Gemeinen behandelt und ihn mit ihrem schlechten Behandeln verletzt. Ihm wird unmissverständlich gezeigt, dass er unerwünscht ist. Er nimmt seine Arbeit wieder auf, kann aber nicht länger in dieser Stellung bleiben und kündigt.
Seine gescheiterten Bemühungen zu arbeiten haben seine Liebe für Lotta, die inzwischen Albert geheiratet hat, sogar noch wachsen lassen. Er fühlt sich unerfüllt durch seine Arbeit und kann mit seinen Gefühlen für Lotta nicht mehr umgehen.
Er kehrt in die Stadt W. zurück und seine Verfassung entwickelt sich zusehends ins Unerträgliche. Werther ist leidgetränkt und entmutigt. Es wird ihm unmöglich, seine Abneigung gegen Albert und seine Gedanken, dass Lotta nicht glücklich mit Albert sein kann, zu verbergen.
Albert bemerkt seine Liebe und bittet Lotta weniger Zeit mit Werther zu verbringen. Auch ihr fällt auf, dass seine Gefühle nicht mehr platonisch sind. Sie bittet Werther, sie für einige Tage nicht zu besuchen, während sie sich auf Weihnachten vorbereitet. Er stürzt sich in viele Konflikte mit den Menschen, die ihn umgeben und Lotta möchte dieser Situation entkommen, weiß jedoch nicht wie. Er denkt schließlich an Selbstmord und beschließt sich darauf vorzubereiten.
Trotz seines Beschlusses sich selbst das Leben zu nehmen, besucht er Lotta vor Weihnachten. Er liest ihr vor und seine Gefühle übermannen ihn. Er küsst und umarmt Lotta. Beide verfallen in kurze Leidenschaft, doch Lotta fasst sich sofort wieder und weist Werther damit ab, dass er sie nicht wieder besuchen solle. Ihre Worte stärken seinen Entschluss, sich umzubringen.
Werther sendet Albert einen Brief, in dem er ihn bittet, ihm seine Pistole für einen Ausflug zu leihen. Lotta ahnt vage, was er vorhat, reagiert jedoch nicht.
Sie ist die letzte, die die Pistole berührt, bevor sie zu Werther gebracht wird. In derselben Nacht nimmt sich Werther, nachdem er einen Brief geschrieben hat, das Leben.
Am nächsten Morgen wird er in seinem gelb-blauen Anzug gefunden, der ihn an den Tag erinnerte, als er Lotta kennen lernte. Neben ihm liegt das aufgeschlagene Buch Emilia Galotti.
Sein Tod wird als großer Verlust gesehen und er wird an dem Ort begraben, den er sich gewünscht hat – zwischen zwei Linden am Ende des Friedhofs. Lottas Familie ist bei der Beisetzung anwesend, nicht jedoch der Priester.
Protagonisten: Albert, Lotta, Werther
Personenbeschreibung
Werther – der Hauptprotagonist. Das Buch beschreibt in ihm symbolisch die Unzufriedenheit mit der Gesellschaft und den Institutionen zu jener Zeit, in der es erschien. Werther quält sich, leidet und ist unzufrieden mit seinem Leben. Er findet Trost in der Natur, die ihm als Rückzugsort dient. Sein Charakter beschreibt auch die Bürger und gewöhnlichen Leute, die sich gut mit ihm verstehen. Die Aristokratie ist etwas, dem er nichts abgewinnen kann. Lotta wird zum Synonym für Frohsinn, eine strahlende Zukunft und all das, von dem er nur träumen konnte, bis er sie getroffen hat. Er ignoriert die Tatsache, dass sie verlobt ist, was uns Grund zur Annahme gibt, dass er eine recht exaltierte Person ist. Die Liebe zu Lotta übermannt ihn derart, dass er weder geradeaus denken noch arbeiten kann. Als er daran denkt sich umzubringen, wirkt Albert seinen Gefühlen entgegen, was seine Entscheidung nur noch reifen lässt. Als Lotta schließlich heiratet, sieht er darin die einzige Erlösung von den Emotionen, die ihn gefangen halten. Trotz seiner Religiosität nimmt er sich das Leben und versucht sich vor Gott zu rechtfertigen. Der Autor macht Werther zum Kritiker der Gesellschaft.
Lotta – liebt Menschen, Kinder, Literatur und ähnelt in vielen Dingen Werther. Sie verlor ihre Mutter als sie noch klein war und hatte ein hartes Leben – dennoch machen sie schon die kleinen Dinge glücklich und heiter. Sie ist sehr sensibel, doch sie schafft es, im Gegensatz zu Werther, ihre Emotionen in allen Situationen unter Kontrolle zu halten. Vom ersten Moment an, als sie Werther trifft, ist sie in ihn verliebt. Werther sieht einen Engel in ihr aufgrund ihrer schönen Charakterzüge. Wenngleich sie auch verliebt ist, ist sie sich dennoch der Verantwortung bewusst, die sie gegenüber ihrer Familie und Albert trägt. Sie lebt ganz nach den Regeln der Gesellschaft und als sie merkt, dass Werthers Liebe wächst, versucht sie sich von ihm zu distanzieren, denn sie möchte ihre gesellschaftliche Stellung nicht in Gefahr bringen. Sie verurteilt ihn zum Tode und sich selbst zu Leid und Schmerzen.
Albert – ist das komplette Gegenteil von Werther. Er ist schick und bestens erzogen. Albert ist eine absolut vertrauenswürdige Person, und verleiht jedem das Gefühl völliger Sicherheit. Auch wenn der Autor ihn zum Gegenpol Werthers gemacht hat, ist er dennoch kein negativer Charakter. Selbst als Werther einen Rivalen in ihm sieht, ist er noch längst keiner, denn er traf Lotta schon lange vor Werther und hat allen Grund, sie zu umwerben. Seine Gefühle für Lotta werden nie offenkundig genannt, doch sein Handeln zeigt, dass er sie auf ewig lieben und respektieren wird. Werther ist ein guter Freund, trotz seines Wissens um Werthers Gefühle für Lotta.
Johann Wolfang von Goethe Biografie
Johann Wolfgang von Goethe war ein deutscher Schriftsteller und Politiker. Er wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren und hat ein gewaltiges Werk geschaffen, das, abgesehen von seien Dichtungen und Romanen, über 10.000 Briefe und fast 3.000 Zeichnungen umfasst.
Goethe war ein passionierter Botaniker, Anatomiker und einst Rechtsstudent. Er wurde nach dem Erfolg seines ersten Romans 1782 zum Edelmann ernannt. Sein ganzes Leben lang saß Goethe im Geheimrat des Herzogs und war verantwortlich für die Wiedereröffnung der Silberminen in Ilmenau und für einige administrative Reformen an der nahegelegenen Universität zu Jena.
Goethe war eine der berühmtesten Personen der deutschen Literatur. Während seines ganzen Lebens veröffentlichte er seine wissenschaftlichen Werke über ein großes Spektrum verteilt. Goethe erdachte sich abstrakte Wörter und entwickelte eine kreative Regel, die alle dazugehörigen Gegenstücke in ganz Europa betraf und die noch heute als Modelle angesehen werden. Die Stellung die ihm in der Entwicklung der deutschen Sprache zukommt ist vergleichbar mit der William Shakespeares für die englischsprachige Welt.
1806 heiratete Goethe Christiane Vulpius, die bereits seit einem Jahr seine Geliebte war und mit der er auch schon einen Sohn hatte.
Zu Goethes wichtigsten Werken gehören“Götz von Berlichingen“, eine Tragödie, die auf den Dichter Gottfried zurückgeht,“Die Leiden des jungen Werthers“, ein autobiographischer Roman in Briefform und“Faust“, ein Stück über einen Gelehrten, der einen Pakt mit dem Teufel schließt um zu Unsterblichkeit und den größten Freuden des Lebens zu gelangen.
Zu dem Zeitpunkt seines Herzinfarkts 1882 war Goethe ein angesehener, einflussreicher Schriftsteller in der deutschen Literaturlandschaft. Seine Romane und Stücke haben viele deutsche Dichter und Autoren seiner Zeit geprägt und sind bis heute maßgebend.