„Krieg und Frieden“ ist ein epischer Roman über die russische Gesellschaft zwischen 1805 und 1815, kurz bevor Napoleon dort einfällt. Das Buch, dass zu den großartigsten jemals verfassten Werken gehört, behandelt 559 Protagonisten, erinnert an wichtige militärische Auseinandersetzungen und proträtiert berühmte historische Persönlichkeiten, doch das Hauptthema bleibt die Entwicklung zweier wichtiger aristokratischer Familien, der Rostovs und der Bolkonskys.
Am Beginn des Romans wir der Leser auf einer Party recht zügig mit vielen bedeutenden Charakteren bekannt gemacht. Unter ihnen sind auch Pierre Bezukhov, der Bastardsohn eines wohlhabenden Grafen und Andrew Bolkonsky, der schlaue und gerissene Sohn eines ehemaligen Militärkommandeurs. Andrew wird bald darauf im Krieg verwundet und dem Tode geweiht. Nach seiner vollständigen Genesung jedoch, kehrt er nach Hause zurück und findet heraus, dass seine Frau, Lise, einen Sohn auf die Welt gebracht hat und bei der Geburt verstorben ist. Andrew lässt seine devote Schwester mit dem Kind, das sie großziehen soll, zurück und beginnt für die russische Regierung zu arbeiten.
Währenddessen heiratet Pierre, der als Alleinerbe das große Vermögen seines Vaters erhalten hat, eine Frau namens Helene, und das sehr schnell, ohne sie näher kennen zu lernen. Bald nach ihrer Hochzeit entdeckt er, dass sie ihn betrügt und fordert ihren Liebhaber zu einem Duell, bei dem Pierre den anderen Mann beinahe umbringt. Danach wird Pierre verrückt und desillusioniert und überlegt sich, ob er sich den Freimaurern anschließen soll. Andrew verliebt sich in eine junge Frau namens Natasha Rostov, die aus einer Familie stammt, deren Reichtum im Schwinden ist. Doch, als ihr Vater von dieser Liaison erfährt, wird er rasend und verlangt von Andrew, ein Jahr zu warten, bevor er Natasha heiraten wird. Die Liebenden stimmen zu und Andrew verlässt die Stadt und geht auf Reisen.
Während Andrew fort ist, verliebt sich Natasha in einen Mann namens Anatol Kuragin und plant mit ihm durchzubrennen. Als Andrew davon hört, löst er die Verlobung mit Natasha. Geschlagen versucht Natasha sich umzubringen und wird krank. Pierre versucht sie wieder gesund zu pflegen, doch dabei verliebt er sich in sie und muss sich entscheiden, ob er seine Eide brechen und sie heiraten soll, während Russland von Napoleons Truppen bombardiert und Moskau evakuiert wird.
Zusammenfassung
Der Roman beginnt im Juli 1805 in Sankt Petersburg auf einer Party der Anna Pawlowna Scherer – der Trauzeugin und engen Freundin der Kaiserinmutter Maria Feodorowna. Eine große Zahl bedeutender Persönlichkeiten des Romans werden vorgestellt, als sie die Party erreichen. Pierre (Piotr Kirilowitsch) Bezukhov ist das illegitime Kind eines wohlhabenden Grafen, der nach einer Reihe neuerer Infarkte sterbend im Krankenhaus liegt. Pierre wird schon bald in den Kampf um sein Vermögen verwickelt. Nach dem Ableben seiner Mutter wurde er im Ausland erzogen und ist sehr großzügig und doch recht tollpatschig und glaubt, es sei schwierig, sich in die St. Petersburger Gesellschaft zu integrieren. Es ist allen Gästen auf der Feier bekannt, dass Pierre der Liebling unter all den Bastardkindern des Grafen ist. Zusätzlich ist er in Begleitung seines Freundes Prinz Andrei Nikolajewitsch Bolkonsky, dem Spross Lises, einem betörenden Schatz der Gesellschaft. Er ist endtäuscht von der Petersburger Gesellschaft und seinem Eheleben und findet seine Frau leichtgläubig und dumm und möchte aufs Meer hinaus flüchten und Adjutant bei Prinz Mikhail Ilarionowitsch Kutuzow im aufkommenden Krieg gegen Napoleon werden.
Die Geschichte verlagert sich nach Moskau, Russlands ehemaliger Hauptstadt, die sich sehr dadurch unterscheidet, dass sie mehr russisch und gemein ist, als das so europäische Petersburg. Die Familie der Rostows wird vorgestellt. Graf Ilja Andreyewitsch Rostow und Gräfin Natalja Rostowa sind ein gütiges Paar, die jedoch ständig von ihrem unsteten Vermögen in Atem gehalten werden. Sie haben vier Kinder. Die dreizehn Jahre alte Natasha (Natalja Iljinichna), die sich in Boris Drubetskoj, einen jungen Mann, verguckt hat, der dem Militär als Offizier beitreten möchte. Der zwanzig Jahre alte Nikolai Iljich, der sein Herz Sonja (Sofia Alexandrowna) geschenkt hat, seiner fünfzehn Jahre alten Cousine, eine Herumtreiberin, die von den Rostows großgezogen wurde. Die älteste Erbin ist Vera Iljinichna, eine kalte und hochmütige Frau, die bereits einen Nachfolger aus ihrer Ehe mit einem russisch-deutschen Offizier, Adolf Karlowitsch Berg, hat. Petja (Piotr Iljitsch) ist mit neun der Jüngste. Wie seine Geschwister ist er tollkühn und will dem Heer beitreten, wenn er das entsprechende Alter erlangt. Auf Bald Hills, dem Landhaus der Bolkonskis, wird Prinz Andrei zum Krieg eingezogen und hinterlässt seine verängstigte, schwangere Frau Lise mit seinem flatterhaften Vater Prinz Nikolai Andrejewitsch und seiner religiösen Schwester Maria Nikolajewna Bolkonskaja, die sich weigert, das Kind eines reichen Aristokraten zu heiraten, damit sie an der Seite ihres Vaters bleiben kann.
Der zweite Teil eröffnet mit Beschreibungen des nahenden russisch-französischen Krieges und den bereits laufenden Vorbereitungen. Während eines Kampfes, der Schlacht bei Schöngrabern, wird Nikolai Rustow bei den Hussaren aufgenommen und schließt sich dem Krieg an. Boris Drubetskoj macht ihn mit Prinz Andrei vertraut, den Rostow mit einer unreifen Beleidigung verärgert. Er ist tief bewegt von den Redekünsten Zar Alexanders. Nikolai pokert und freundet sich mit seinem Offizier, Vasili Dmitritsch Denisow an und lernt den gnadenlosen, vielleicht psychopathischen, Fjodor Iwanowitsch Dolokhow kennen. Bolkonski, Rostow und Denisow werden in das erbitterte Gefecht von Austerlitz mit hineingezogen, in welchem Andrei verletzt wird, als er versucht, eine russische Standarte zu retten.
Der Kampf um Austerlitz ist eine nennenswerte Stelle des Buches. Später, im weiteren Verlaufe des Gefechts, wird Andrei vom Feind gefangen genommen und trifft sogar den legendären Napoleon. Tolstoi bezeichnet Austerlitz als frühen Test für Russland, der auch näher ins Licht rückt, dass die Offiziere für unerhebliche Dinge wie Ruhm und Ehre kämpften, um sich gegen ihre Exzellenzen zu wehren, die einen Triumpf in Borodino einstreichen wollten, inmitten der Vertreibung 1812.
Das zweite Buch beginnt mit Nikolai Rustow, der in den Urlaub nach Moskau zurückkehrt und von seinem Gefährten Denisow begleitet wird, seinem Offizier aus dem Pawlograd Regiment. Er verbringt den sehr langen Winter zu Hause. Natascha hat sich in eine wunderschöne junge Frau verwandelt. Denisow fängt an, immer länger zu ihr zu starren und macht ihr einen Antrag, wird aber abgelehnt. Trotz der Tatsache, dass seine Mutter Nikolai bittet, eine wohlhabende Frau zu heiraten, um die Familie vor dem finanziellen Ruin zu bewahren, will er nicht. Stattdessen verkündet er, seine ehemalige Geliebte und Cousine, die mittellose Sonja zu heiraten.
Pierre Bezukhow, der kurz davor steht, sein enormes Erbe anzutreten, verändert sich unvermittelt von einem tollpatschigen jungen Kerl zum begehrtesten Junggesellen des Russischen Kaiserreiches. Auch wenn er weiß, dass es falsch ist, ist er dennoch davon überzeugt, Prinz Kuragins liebliche aber ungehörige Tochter Helene (Elena Vasiljewna Kuragina) zu heiraten. Helene, über die getuschelt wird, sie stünde in einem skandalösen Verhältnis zu ihrem Bruder Anatol, setzt Pierre darüber in Kenntnis, dass sie sich niemals darauf einlassen werde, Kinder von ihm zu bekommen. Von Helene wird auch gesagt, sie führe außereheliche Beziehungen mit Dolokhow, der Pierre auf der Straße bei Tageslicht dafür lächerlich macht. Piere verliert seien Beherrschung und fordert Dolokhow zum Duell.
Überraschenderweise (denn Dolokhow ist ein sehr erfahrener Duellfechter) verwundet Pierre Dolokhow. Helene verleugnet ihre Affäre, doch Pierre ist sich sicher, dass sie lügt und verlässt sie. In seiner Verzweiflung schließt sich Pierre den Freimaurern an. Er erlangt seine Fröhlichkeit zurück und macht sich auf eine philosophische Reise auf.
Pierre ist das komplette Gegenteil von Andrei Bolkonsky. Andrei erholt sich von seiner beinahe tödlichen Verletzung in einem Militärkrankenhaus und kehrt nach Hause zurück, nur um dort zu erfahren, dass seine Frau Lise derweil im Kindbett verstorben ist. Das Schuldgefühl, sie nicht besser behandelt zu haben quält ihn, doch ihr gemeinsames Kind, Nikolenka, überlebt.
Mit der Orientierungslosigkeit überfordert, kehrt Prinz Andrei nicht zu den Truppen zurück, sondern bleibt auf seinem Anwesen und wagt es , die Militärführung zu verbessern um Komplikationen um die hohe Todesraten auf russischer Seite in Angriff zu nehmen. Pierre besucht ihn und bringt neue Fragen, wo Gott sei in dieser unmoralischen Welt. Pierre ist Pantheist und glaubt an die Wahrscheinlichkeit eines Danachs. Pierres Frau Helene bittet ihn, sie zurück zu bringen und er, der versucht, mit den Gesetzen der Absolution der Freimaurer einherzugehen, willigt schließlich ein. Helene entwickelt sich zu einer unterhaltenden Gastgeberin der Petersburger Gesellschaft.
Prinz Andrei nimmt seine eben erdachten Militärstrategien mit nach St. Petersburg, in der Hoffnung damit entweder den Zaren persönlich oder diejenigen, die in seiner Nähe verkehren, damit zu überzeugen. Die junge Natascha ist ebenfalls in Petersburg und nimmt dort an ihrem ersten Ball teil, wo sie Prinz Andrei trifft, den sie mit ihrer lebhaften Art schnell mit neuem Lebensmut erfüllt. Andrei vertraut darauf, wieder einen Lebenssinn gefunden zu haben, stattet den Rostows ein paar Besuche ab und hält um die Hand Nataschas an. Wie dem auch sei – Andreis Vater verachtet die Rostows und untersagt eine Heirat und verlangt von dem Paar zumindest ein Jahr zu warten, bevor sie sich ehelichen. Prinz Andrei verlässt die Stadt und macht sich auf die Reise, um seine Gebrechen im Ausland zu heilen und lässt die zunächst aufgebrachte Natascha zurück. Graf Rostow nimmt sie und Sonja mit nach Moskau, wo er einen alten Freund besuchen will.
Natascha besucht die Moskauer Oper, wo sie Helene und ihren Bruder Anatol trifft. Anatol hat zu dem Zeitpunkt bereits eine polnische Frau geheiratet und diese auch wieder in Polen verlassen. Überraschenderweise ist er von Natascha besonders angetan und versucht sie zu verführen, ersinnt mit seiner Schwester in naher Zukunft durchzubrennen. Natascha schreibt Prinzessin Maria, Andreis Schwester, um ihr von dem Vorhaben zu berichten. Letztlich gelingt es Sonja Vorkehrungen zu treffen selbst fortzulaufen und vereitelt ihren Plan. Pierre ist zunächst argwöhnisch ob Nataschas Benehmen, doch er muss sich bald eingestehen, dass er ihr verfallen ist. Als der große Komet von 1811 – 12 den Nachthimmel kreuzt, scheint Pierres Leben einen neuen Anfang zu nehmen.
Prinz Andrei erkennt kühl Nataschas Lösung der Verlobung. Er erzählt Pierre, dass ihm sein Stolz nicht gestatte, den Antrag erneut zu stellen. Schockiert versucht Natascha sich umzubringen und ist dem Tode nahe. Mit der Unterstützung ihrer Familie und ihrer eigenen religiösen Überzeugungen gelingt es Natascha, ihr Leben in Moskau trotz dieses Niederschlags fortzuführen. Derweil wird das russische Kaiserreich von dem bevorstehenden Aufeinandertreffen von Napoleons Truppen und der russischen Streitkräfte in Atem gehalten. Pierre überzeugt sich selbst durch Dekodierungen von einzelnen Wörtern und Briefen, dass Napoleon der Antichrist aus dem Buch der Offenbarung sein muss. Der alte Prinz Bolkonsky stirbt inzwischen bei dem Versuch, sein Anwesen vor den französischen Plünderern zu verteidigen. Keine der gutorganisierten russischen Truppen scheint abkömmlich zu sein, um den Bolkonskys beizustehen, doch Nikolai Rostow taucht auf ihrem Anwesen auf um eine aufkommende Bauernrevolte niederzuschlagen. Er ist fasziniert von Prinzessin Marija, erinnert sich aber an sein Versprechen an Sonja.
In Moskau versucht inzwischen der kriegsbegeisterte Petja eine Möglichkeit zu finden, seine Eltern davon zu überzeugen, sich einziehen zu lassen. Napoleon ist an dieser Stelle eine Hauptperson und der Roman stellt ihn sehr eindrücklich sowohl als Genie als auch als Möchtegern-Stratege dar. Ebenso präsentiert werden die rundherum auftretenden französischen Kräfte von 400.000 Mann, die im Spätsommer durch die russische Wildnis ziehen und letztlich die Ränder der Stadt Smolensk erreichen.
Pierre entscheidet sich dafür, Moskau zu verlassen und sich von einem erhabenen Punkt bei einer russischen Artillerieaufstellung die Schlacht von Borodino anzusehen. Er fängt an ihnen zu helfen indem er beim Transport der Munition hilft. Während des ganzen Tumults sieht er die wahren vernichtenden Züge des Krieges, Eugènes Kanonen, die die russischen Versorgungstrupps niederstrecken, während die Marschalle Ney und Davout das Kreuzfeuer mit fest aufgestellten Gewehren von den Semjonowska-Höhen eröffnen. Der Kampf entwickelt sich zu einem widerlichen Gemetzel auf beiden Seiten und endet in einer Pattsituation. Die Russen haben, zumindest ethisch, gewonnen, indem sie die so mächtigen Truppen Napoleons gestoppt haben. Die russische Streitkraft zieht sich bereits am nächsten Tag zurück, was es Napoleon gestattet, gen Moskau zu ziehen. Unter den Verletzten befinden sich auch Anatol Kuragin und Prinz Andrei. Anatol verliert ein Bein und Andrei leidet unter einer Schussverletzung am Bauch. Beide werden für gefallen gehalten, doch ihre Familien sind so zerstreut, dass niemand benachrichtigt werden kann.
Die Rostows haben bis zum letzten Moment verharrt, ehe sie Moskau verlassen, auch als schon feststeht, dass Kutuzow Moskau aufgegeben hat und den Moskowitern selbst überlassen wird, ob sie bleiben und kämpfen oder fliehen wollen. Graf Rostoptschin, der derzeitige Kommadeur von Moskau betreibt Propaganda und rät den Bürgern, Vertrauen in den Glauben zu setzen, während er sie auffordert, zu kämpfen – wenn nötig mit Heugabeln. Bevor er selbst flieht, befiehlt er seinen Männern die Stadt niederzubrennen. Die Rostows haben nur wenig Zeit zu entscheiden, was sie mitnehmen wollen, doch zuletzt überzeugt sie Natascha davon, ihre Wagen mit den Verwundeten aus der Schlacht von Borodino zu beladen. Was Natascha jedoch nicht weiß, ist, dass sich auch Prinz Andrei unter jenen befindet.
An dem Punkt, als Napoleons große Armee schließlich das verlassene und lodernde Moskau besetzt, macht sich Pierre auf die waghalsige Mission, Napoleon zu töten. Er schafft es in dem Gewirr unterzutauchen und seine Verpflichtungen mit einfacher Arbeiterkleidung abzulegen. Die einzigen Menschen, die er trifft und die ihn kennen, sind Natascha und ihre Familie, als sie Moskau verlassen. Natascha erkennt ihn und lächelt ihn an und da erkennt er das volle Ausmaß seiner Faszination für sie.
Pierre verschont das Leben eines französischen Offiziers, der in Borodino gekämpft hat, wird jedoch von den abziehenden Franzosen gefangen genommen, als sein Anschlag auf Napoleon entdeckt wird, weil eine Frau davor bewahrt, von den Franzosen überfallen zu werden. Pierre lernt einen anderen Häftling, Platon Karatew, kennen, einen Arbeiter mit nobler Ausstrahlung. In Karatew findet Pierre schließlich das, wonach er gesucht hat: Einen wahrhaft ehrenwerten Mann, der tatsächlich authentisch ist. Pierre findet wieder eine Bedeutung im Leben – nur durch die Gespräche mit ihm. Im Zuge der Plünderungen der Franzosen in Moskau und den erbarmungslosen Erschießungen von Russen, ist Pierre gezwungen, mit den französischen Truppen aus Moskau auszuziehen und in den gnadenlosen russischen Winter zu marschieren. Nach einer langen Zeit des Darbens – und nachdem der fiebernde Karatew von den Franzosen erschossen wurde – wird Pierre schließlich von einem russischen Kommando befreit, als dieses auf die Franzosen stößt und der junge Petja Rostow vor ihren Augen exekutiert wird.
In der Nähe wurde Andrei von den Rostows aufgenommen und gepflegt, die aus Moskau fliehen konnten und nach Jaroslawl gezogen sind. Er wird wieder mit Natascha und seiner Schwester Maria vereint. Zu diesem Zeitpunkt hat er jeglichen Lebenswillen verloren. Er vergibt Natascha letztlich, bevor er bald darauf stirbt.
Der Roman endet damit, wie Pierres Frau Helene an einer Überdosis eines Abtreibungsmittels stirbt. Pierre trifft Natascha wieder, während die erfolgreichen Russen Moskau wiederaufbauen. Natascha berichtet von Andreis Ableben und Pierre von Karatews. Beide entwickeln in ihrer Trauer eine gewisse Zuneigung zueinander und mit der Hilfe von Prinzessin Maria findet Pierre schließlich seine große Liebe und heiratet Natascha.
Daraufhin folgt ein zweiteiliger Epilog, der mit der Hochzeit Pierres und Nataschas 1813 einsetzt. Graf Rostow stirbt und hinterlässt seinem ältesten Kind Nikolai die Verantwortung über den tiefverschuldeten Besitz. Nikolai übernimmt die Aufgabe, seine Familie vor der Insolvenz zu bewahren und obwohl er den Gedanken einer Heirat aus Geldgründen ablehnt, ehelicht er letztendlich die nun wohlhabende Maria Bolkonskaja und rettet seine Familie auf diese Weise vor dem finanziellen Ruin.
Nikolai und Maria entscheiden sich dafür, mit ihrer Mutter und Sonja, die sie finanziell unterstützt nach Bald Hills zu ziehen. Zudem ziehen sie das Kind von Prinz Andrei, Nikolai Andrejewitsch (Nikolenka) auf. Wie bei jeder großen Hochzeit, werden auch hier Vorstellungen nicht erfüllt doch die Paare Pierre und Natascha und Nikolai und Maria bleiben bei ihren Partnern. Pierre und Natascha besuchen 1820 Bald Hills. Dort zeichnen sich Hinweise darauf ab, dass sich der jugendliche Nikolenka und Pierre dem Dekabristenaufstand anschließen. Der erste Epilog endet mit Nikolenka, der verspricht, etwas zu vollenden, dass seinen Vater zufriedenstellen werde.
Der zweite Teil des Epilogs beinhaltet die Kritik des Erzählers an jeglicher Art von gewöhnlicher Geschichte. Die ‚Theorie des großen Mannes‘ aus dem neunzehnten Jahrhunderts macht deutlich, dass aufgezeichnete Begebenheiten die Nachwirkungen der Handlungen irgendwelcher „Heiligen“ und anderen unglaubwürdigen Menschen sind. Tolstoi behauptet, dies sei undenkbar unter dem Aspekt, wie schnell diese Handlungen sich zu großartigen chronologischen Vorkommnissen entwickeln. Oder vielleicht, so sagt er, sind außergewöhnliche authentische Geschehnisse die Quersummen vieler verschiedener kleinerer Begebenheiten, die von vielen Leuten abhängen. Er fährt fort, dass diese kleineren Geschehnisse die Ergebnisse einer gegenläufigen Beziehung zwischen Abhängigkeit und uneingeschränkter Entscheidung sind, dem Bedarf, der sich begründet entwickelt und folglich logisch ist, durch die aufgezeichnete Nachforschung und ist, durch die Freiheit auf „Wahrnehmung“ begründet zu sein, auf diese Weise unbedingt trügerisch.
Personenbeschreibung
Pierre Bezukhow – Pierre, in dem vielerlei Kritiker eine Darstellung von Tolstoi selbst sehen, ist ein sympathischer Charakter im Hinblick auf seinen Status als Teil der hohen russischen Gesellschaft. Seine direkte Keckheit und aufrichtige Art stechen unter den anderen heraus, den eher künstlichen Persönlichkeiten, wie zum Beispiel den Kuragins. Trotz der Tatsache, dass die Teilnehmer auf Anna Pawlownas Veranstaltung Pierre für unzivilisiert und umständlich halten, stresst diese Schwerfälligkeit seine charakteristische Bescheidenheit. Wir sehen seine Liebe für Unterhaltung in dem Ausbruch aus St. Petersburg um zu feiern und seiner Großzügigkeit und Freigiebigkeit seinen Gefährten gegenüber, nachdem er sein Erbe angetreten hat.
Pierre, der sehr scharfsinnig ist, wird nicht von der Vernunft gelenkt, wie sein Kompagnon Andrei es scheint. Pierres enthusiastische Schübe handeln ihm immer wieder Ärger ein, beispielsweise, als seine sexuellen Interessen ihn die selbstgerechte und exzentrische Helene anbeten lassen. Seine naive Flucht nach Moskau und seine Selbstsicherheit bei der Überzeugung, Napoleons Killer sein zu müssen, zeigen seinen Hang zu unüberlegten Handlungen. Dennoch zeigt sich auch ein unglaublicher Respekt vor seinen Gefühlen und seine Suche nach dem Sinn seines Lebens entwickelt ihn zur Hauptperson des Romans. Wir sehen in seiner Heirat mit Natascha die Summe einer Existenz von guter und moralischer Überlegung.
Andrei Bolkonsky – Andrei, der ein genauso ehrenwerter Mann ist, wie Pierre, unterscheidet sich von seinem Gefährten Weisen, die ihn zu einem außergewöhnlichen Charakter machen und die Lebensphilosophie Tolstois darstellen. Andrew ist eine sehr gerissene und analytische Persönlichkeit, die wir auch an der Art erkennen, wie er seinen Besitz verwaltet. Er hat sich seiner Nation verschrieben und kehrt wieder in den Krieg zurück, nachdem er in Austerlitz sogar beinahe getötet wurde und investiert Monate um Speranski dabei zu helfen, neue Bürgerrechte für Russland zu ersinnen. Andrei, der immer wieder eingesperrt wird, ist dennoch aufrichtig ernst und willens sich auf seine inneren Geheimnisse einzulassen, die wir zum Beispiel in seinem Geständnis finden, endtäuscht von der Ehe mit der anständigen und umwerfenden Frau Lise zu sein. Andreis Problem ist ein großes: seine Abtrünnigkeit ist ein wissenschaftlicher Punkt der Präferenz und doch eine leidenschaftliche Schwächung.
Andrei wird von Pierres unnachgiebiger Suche nach dem Sinn des Lebens verschont, und doch ist er teilweise nicht in der Lage, sich tiefgründig und dauerhaft auf andere einzulassen und nicht willens, ihre Vergehen zu entschuldigen. An dem Punkt, als Andrei anfangs dargestellt wird, berührt Pierre seinen Arm und Andrei schreckt intuitiv zurück, meidet den Kontakt. Diese körperliche Antwort zeigt Andreis Furcht, davor, von anderen sein Leben lang berührt zu werden. Zum Schluss ist er eine verlassene Persönlichkeit, die nicht einmal mehr von der Begeisterung für Natascha geheilt werden kann.
Natascha Rostowa – Sie ist eine von Toltoys ärgsten Manifestationen, eine Repräsentation von glücklicher Lebenslust und der Belastbarkeit, das Leben ganz und intensiv zu erleben. Das genaue Gegenteil von Helene Kuragina, der ersten Frau ihres Sprösslings, ist Natascha und umgarnt jeden, den sie trifft – von den Besuchern der Rostows, die Zeugen ihrer seltsamen Bemerkungen zu ihrer Puppe werden, bis zu Andrei Bolkonski, Anatol Kuragin und zuletzt Pierre Bezukhow. Trotz ihrer Reize scheint Natascha nie eine ernsthafte Versuchung für die Männer darzustellen.
Ob sie lachend über die Felder rennt oder nur in einer Opernloge sitzt, Natascha scheint mit jeder ihrer natürlichen Handlungen das Schicksal herauszufordern, indem sie sich auf ihre ganz eigene Art und Weise verhält. Ihre Einfachheit lässt sie zuweilen arglos erscheinen, wie als sie ihre kurzzeitige Begeisterung für Anatol missversteht und lächerliche Pläne schmiedet, wie sie fortlaufen könnten. Dennoch büßt Natascha ihre Fehler mit einem Ernst, der ihr Absolution erhalten lässt, sogar vom geschadeten Andrei auf dem Sterbebett. Nataschas weitere Entwicklung ist nicht so philosophisch oder wissenschaftlich wie Pierres, doch mindestens genauso deutlich. Sie verändert sich von Grund auf bevor die Geschichte endet und entwickelt einen gewissen Feingeist, der sie mit Pierre ebenbürtig macht.
General Kutuzov – ist der Koordinator der russischen Streitkräfte gegen Napoleon. Kutuzov ist alt, dickleibig und einäugig – kaum entspricht er mehr einem Vorbild einer Militärautorität. Und doch ist Kutuzov ein genialer Stratege und ein mit Menschlichkeit gesegneter Mann Tolstois Wertschätzung für diesen Charakter ist nennenswerter als für jeglichen anderen Funktionär im russisch-französischen Krieg. Teils scheint er gar noch bekannter für seine Koordination für den etwas vergesslichen Zar Alexander. Kutuzov ist bescheiden und tiefgründig, ganz im Gegensatz zum eitlen und selbstverliebten Napoleon mit seinem kalten Rationalismus.
Nach der Schlacht von Borodino stoppt Kutuzov eine Parade und verneigt sich vor einem himmlischen Symbol und beweist damit eine Demut, zu der Napoleon definitiv niemals bereit wäre. Kutuzov ist angespornt von persönlicher Überzeugung statt aus dem Drang nach Anerkennung, was seinen letzten Fehler nur für ihn zu einer kleinen Katastrophe werden lässt. Obwohl Napoleon durchwegs davon überzeugt ist, im Recht zu sein, ist Kutuzov realistischer und vorsichtiger mit den gegebenen Umständen. Er zögert, den Triumpf Russlands in Borodino zu verkünden, obwohl er um die unweigerliche Tatsache weiß, doch im Angesicht seiner langen Berufstätigkeit weiß er ebenso darum, dass die Wahrheit effektiv mehr die Sinne vernebelt, als man zuerst meinen mag. Solches Bewusstsein mit den Tücken des Alltags umzugehen verschafft ihm nicht nur die Anerkennung Tolstois, sondern auch der Leserschaft.
Platon Karataev – trotz der Tatsache, dass Platon Karataev nur in einer Handvoll Sequenzen dieses kolossalen Romans auftaucht, hat er die Begeisterung der Leser und Kritiker geerntet und das seit der Veröffentlichung von „Krieg und Frieden“, durch die Zeit der Sowjetunion hinweg und bis heute. Als einer von nur wenigen Protagonisten des Romans, denen Tolstoi eine tiefgründigere und individualisiertere Beschreibung widmet, entspricht Platon Tolstois Idealen des grundständigen, lebendigen russischen Proletariats (Platon ist der russische Name für Plato, den griechischen Philosophen).
Platon lebt zu einer Zeit, die die Vergangenheit vernachlässigt und locker mit Bindungen umgeht, sodass er nichts von dem mehr weiß, was er nur ein paar Minuten zuvor gesagt hat. Seine Affinität für alle Kreaturen, wie die kleinen Hunde, die die russischen Gefangenen begleiten, zeigt, dass er ebenfalls nach Intuition und nicht nach Vernunft lebt. Er ergießt sich in russischen Sprichwörtern, in denen Einsicht nachklingen soll. In einer langen Beschreibung eines ungewöhnlichen und lobenswerten Individuums hebt er sich auch stark von Pierre ab, der oft entmutigt und missverstanden wurde, wenn er Platon getroffen hat. Platon dagegen scheint auf alle von Pierres Fragen eine Antwort zu kennen, ist der lebende Beweis dafür, dass die menschliche Suche nach Glückseligkeit erfolgreich sein kann.
Lew Tolstoi Biografie
Lew Tolstoi war ein russischer Romanautor, der 1828 geboren wurde. Er war ein tiefsinniger und moralischer Denker und einer der großartigsten Schriftsteller realistischer Fiktion seiner Zeit. Als Sohn eines wohlhabenden Grundbesitzers, wurde Tolstoi im Alter von neun Jahren zur Waise und hauptsächlich von Lehrern aus Deutschland und Frankreich unterrichtet. Mit sechzehn Jahren inskribierte er sich an der Universität von Kasan, war jedoch bald unzufrieden mit seinem Studium und verließ die Universität wieder. Nach einem kurzen und vergeblichen Versuch die Bedingungen der Leibeigenen des Reiches zu verbessern, stürzte er sich in die Veranstaltungen der Moskauer High Society.
1851 trat Tolstoi dem Regiment seines Bruders am Kaukasus bei, wo er zum ersten Mal Kosaken begegnete. Er beschrieb die natürlichen Kosaken später mit sympathischen und poetischem Realismus in seinem ersten Roman „Die Kosaken“, der 1863 veröffentlicht wurde. Tolstoi vollendete zwei Autobiographische Romane während seiner Zeit im Regiment und die Arbeiten ernteten sofort Beifall.
Wieder in St. Petersburg (das nun Leningrad hieß) interessierte sich Tolstoi für die Bildung der Bauern und richtete eine Grundschule ein, die progressive Bildung förderte.
1862 heiratete er die achtzehn Jahre alte Andreyewna Bers, ein Mitglied einer sehr kultivierten Moskauer Familie. In den nächsten fünfzehn Jahren gründete er eine große Familie und hatte letztlich neunzehn Kinder. In dieser Zeit gelangte er auch zu seinem großen Ansehen und schrieb seine zwei bekanntesten Romane „Krieg und Frieden“ (1869) und „Anna Karenina“ (1877).
In seinem einzigartigen und ausdrucksstarken Roman „Meine Beichte“ beschreibt Tolstoi seine spirituelle Unruhe und macht sich auf die Suche nach Moral und sozialer Sicherheit. Er findet diese in zwei Prinzipien der christlichen Lehre: Liebe für alle Menschen und Widerstand gegen die Kräfte des Bösen. Aus dem Inneren des autokratischen Russlands bekämpft Tolstoi die gesellschaftliche Ungleichheit und die Zwangsmittel der Regierung und die kirchliche Autorität. Seine didaktischen Essays, die in viele Sprachen übersetzt wurden, gewannen die Herzen in zahlreichen Ländern und viele Menschen besuchten ihn in Russland, um seinen Rat zu hören.
Im Alter von 82 Jahren, lief Tolstoi eines Abends, zunehmend gepeinigt von dem Ungleichgewicht seiner Lehren, seines Wohlstands und unzähliger Streitereien mit seiner Frau, von zu Hause fort Drei Tage später wurde er schwer krank und verstarb am 20. November 1910 auf einem abgelegenen Bahnhof. Nach seinem Tod wurde er von der ganzen Welt als wundervoller und moralischer Mann gepriesen. Diese Kraft und seine zeitlose und universelle Kunst sind bis heute noch ein unerschöpflicher Quell von Inspiration.