Das Drama „Mutter Courage und ihre Kinder“ ist das bekannteste literarische Werk des deutschen Schriftstelles Bertolt Brecht. Mit seinen Stücken hat Brecht eine Revolution des Theaters gemacht. Er entwickelte eine neue Form, das sogenannte epische Theater. Er führte in die expressionistische Form seiner Dramen die Technik des Verfremndungseffektes ein. Mit Hilfe dieser Technik verbindet er Puplikum und Schauspieler und zwar durch die Verringerung des Abstandes und dem miteinbeziehen der passiven Zuschauer, die er in das Aktive Geschehen der Handlung intigriert. Das selbe Konzept benutzte er auch in diesem Drama.
„Mutter Courage und ihre Kinder“ ist ein Drama das in 12 Szenen aufgeteilt ist, beziehungsweise Teile die nummeriert sind. Spezifisch bei diesem Werk ist, dass die Szenen untereinander kaum aufeinander bezogen sind. Die Handlung ist mit dem Roman von Hans Jakob Grimmelhausen „Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“ verbunden, in dem der dreißigjährige Krieg zwischen Katholiken und Protestanten beschrieben wird.
Der Mittelpunkt der Handlung in diesem Drama ist das tragische Schicksal einer Mutter und ihrer Kinder, während des dreißigjährigen Krieges im 17. Jahrhundert. Die Handlung spielt in Polen und in Deutschland. Die Hauptfigur ins Gastwirtin Ana Firling, die alles tut, nur damit sie und ihre Kinder den Kriegszustand und das ganze furchtbare Leid das er mit sich bringt durchstehen. Genau aus diesem Grund hat sie den Spitznamen Mutter Tapfer (Corage). Sie zieht mit ihrem Wagen von Polen bis nach Bayern, und geht von Schlachtfeld zu Schlachtfeld. Dabei versucht sie irgendetwas zu verkaufen, nur damit sie etwas verdient. Sie riskiert es verletzt zu werden, aber sie gibt nicht auf. Mit ihr reist ihre jüngste Tochter Katarina und ihre zwei Söhne.
Brecht zeigt in diesem Drama verschiedene Ansichten darüber wie der Krieg auch von jemandem genutzt wird, am meisten durch die Handlungen und Gedanken seiner Figuren. Der Autor versucht die ganze Zeit das Verständniss und die Bewusstseinsebene der Zuschauer oder Leser über die Kriegsopfer zu erhöhen. Er will ihnen zeigen wie schlecht der Krieg ist, und dass man durch ihn keine Probleme lösen kann. So hat Brecht dem Krieg die Ehre genommen, was damals, wie auch heute eines der Leitmotive von Kriegen war. Die Ehre kann man leicht verlieren, das was übrig bleibt, sind Unglück, Opfer, Unmoral und Chaos.
Mit diesem Werk will der Autor die Verspottung der modernen Gesellschaft betonen. Sein Ausdruck ist sehr tapfer und stark, was den expressionistischen Stil ausmacht. In seinen Werken spricht er über schmerzvolle und nackte Wahrheiten, unter denen auch seine bekannteste ist – die menschliche Realität gliedert sich in vier Grundfunktionen – essen, saufen, schlagen und Buhlerei. Die gleichen Ideen sehen wir auch in diesem Werk.
Das Drama wurde 1939 geschrieben und 1941 das erste Mal aufgeführt. Die Uraufführung war in Zürich. Das ist kein klassisches Drama, da es keine definierte tragische Handlung und keine Struktur der Szenen gibt. Die Beschreibung der Figuren und der Geschehen im Drama findet hauptsächlich durch Lieder statt.
Zeit: Dreißigjähriger Krieg (1624-1634)
Ort: Europa (vor allem Städte im heutigen Deutschland)
Zusammenfassung
Die Handlung spielt in der Zeit des inzwischen zwanzig Jahre laufenden Krieges zwischen 1624 und 1936. Anna Fierling, die Mutter Courage genannt wird und ihre Kinder reisen mit der schwedischen Armee im Krieg und arbeitet als Marketenderin. Anna erhielt ihren Beinamen „Mutter Courage“, weil sie nicht aufgeben will dem Heer zu folgen und mit ihren Kindern durch den Krieg zu ziehen.
Sie hat eine Tochter und zwei Söhne, die alle verschieden Väter haben und sich auch charakterlich unterscheiden. Ihre stumme Tochter Kattrin Haupt und ihre Söhne Schweizerkas und Eilif begleiten ihre Mutter und das Militär.
Die ersten Szenen setzen im Frühling 1624 ein, vor dem Angriff General Oyenstjerns auf Polen. In der ersten Szene werden ihre Söhne überredet, dem Heer beizutreten. Doch Mutter Courage ist strikt dagegen, dass sich ihre Söhne dem Heer anschließen. Sie sieht den Krieg als gute Quelle für ein Einkommen, möchte aber nicht, dass ihre Kinder zur Armee gehen.
Als Mutter Courage gerade in ein Geschäft verwickelt ist und eine silberne Gürtelschnalle verkauft, vergisst sie ihre Kinder und ihr Sohn Eilif wird eingezogen.
In der zweiten Szene wechselt der Schauplatz ins Polen der Jahre 1625 bis 1626. Eilif, der Sohn von Mutter Courage wird vom Militär geehrt, weil er es geschafft hat, das Vieh der Feinde zu beschlagnahmen. Während der Feierlichkeiten treffen sich Mutter und Sohn wieder und im Zuge des Ehrungsfestes tanzen sie bis in die Dämmerung.
Bald aber beginnen sich Probleme der Familie in den Weg zu stellen. Mutter Courage und ihre Kinder fallen in die Hände der Feinde und werden zusammen mit der Prostituierten Yvette Poitier gefangen genommen.
Mutter Courage versucht mithilfe des Kochs, der Yvette sehr zugetan ist, zu fliehen. Sie verkleidet sich als Kaplan und ihre Tochter nimmt die Kleider Yvettes. Ihr Sohn möchte kein Verräter sein, weshalb er versucht, die Kasse zu retten, wird jedoch gefangen und zum Tode verurteilt.
Als Mutter Courage davon erfährt, beschließt sie ihn freizukaufen und verhandelt mit dem Kommandeur über den Preis, während Yvette versucht ihn zu verführen um dasselbe zu erreichen.
Trotz all der Bemühungen wird der Sohn exekutiert und seine Hinrichtung wird mit einem Trommelschlag angekündigt. Sein Leichnam wird Mutter Courage und seiner Schwester gezeigt, doch sie beteuern ihn nicht zu kennen um nicht entlarvt zu werden.
Die konformistische Philosophie Mutter Courages wird am besten in der vierten Szene beschrieben, wo sie einen jungen Soldaten trifft, der sich, wie sie, gegen Ungerechtigkeit erhebt.
Sie folgt der Armee weiterhin, doch nachdem das Heer unter General Tilly bei Magdeburg gewinnt und ein Weltfrieden näher rückt, ist sie besorgt, dass ihr Einkommen mit Ende des Krieges einbrechen werde. Der Kommandant beruhigt sie, indem er ihr sagt, dass der Krieg nicht enden werde, weil der Papst und die Könige zu neuen Kämpfen rufen würden und weil eine Friedenszeit schlichtweg unmöglich sei.
Mutter Courage versucht eine neue Warenlieferung zu bekommen und schickt Kattrin sie zu holen. Sie wird von Soldaten angegriffen und im Gesicht verletzt. Ihr Gesicht ist fortan verunstaltet und der Umstand, dass sie bereits als Kind schwanger war, schmälert ihre Chance jemals zu heiraten beträchtlich.
Mutter Courage verliert alle ihre Kinder im Krieg – ihre beiden Söhne und Kattrin, die zu einem jämmerlichen Leben verurteilt ist.
Der Krieg ist zu Ende und der Koch, der Mutter Courage so umgarnt hatte, ist zurück, Yvette ist mit einem Kommandeur verheiratet und Eilif wurde geschnappt und zum Tode verurteilt.
Ein neuer Krieg beginnt und Mutter Courage beschließt wieder mit dem Heer zu ziehen. Der Koch und ihre Tochter folgen ihr. Nach einiger Zeit will sich der Koch endlich niederlassen, denn er wird des Lebens aus dem Reisebeutel überdrüssig. Er möchte sie heiraten, doch sie weist wegen ihrer Tochter, die schwach und psychisch gebrochen ist, ab. Trotz ihrer Verfassung hält Kattrin noch immer den Verkauf aufrecht und reist mit der Armee mit.
Vor der Stadt Halle bereitet sich das Heer auf einen Nachtangriff vor. Kattrin klettert auf das Dach eines Stadthauses und beschließt die Bürger mit einer Trommel vor dem Angriff zu warnen. Die Soldaten befehlen ihr leise zu sein, doch sie will nicht aufhören bis sie sie erschießen.
Im vorletzten Teil trauert sie um ihre Tochter und singt traurige Wiegenlieder. Dennoch folgt sie weiterhin dem Militär.
In der letzten Szene schiebt Mutter Courage ihren Marketenderkarren alleine mit dem aufgeladenen Leichnam ihrer Tochter.
Protagonisten: Mutter Courage und ihre Kinder, ein Kommandeur, ein Koch, Yvette, Soldaten
Personenbeschreibung
Mutter Courage (Anna Fierling) – der Hauptprotagonist des Stücks. Hartnäckig, energisch, stark. Eine einfache Marketenderin, die glaubt vom Krieg leben zu können, ohne dafür zahlen zu müssen. Sie zieht Nutzen aus dem Krieg und verdient ihr Geld mit den Unkosten des Krieges, was nicht moralisch ist, doch andererseits nötig, wenn sie ihre Kinder vom Krieg fernhalten möchte. Sie verteufelt den Krieg nur ein einziges Mal und auch nur kurz. Am Ende der Geschichte sind alle ihrer Kinder tot und sie alle starben für ihre Tugendhaftigkeiten. Eilif starb an zu wenig Mut, Schweizerkas für die Ehre und Kattrin aus Liebe zur Mutter. Mit dem Tod ihrer Kinder erlöschen auch alle ihre Züge der Menschlichkeit. Ihre Mutterrolle war das, was sie zu einem Menschen gemacht hat.
Bertolt Brecht Biografie
Bertolt Brecht (1898 – 1956) war ein deutscher Geschichtenerzähler, Dramatiker, Lyriker, Regisseur und ein Theoretiker, der das „epische Theater“ begründete.
Er wurde in Augsburg geboren und studierte Medizin und Philosophie. Doch seine Liebe zum Theater obsiegte. Er begann mit dem Stückeschreiben 1922 als er „Trommeln in der Nacht“ und „Baal“.
Bald darauf zog es ihn nach Berlin, wo er mit seinem epischen Theater begann. Seine bekannte „Dreigroschenoper“ wurde in allen großen Theatern der Welt aufgeführt.
1933 wanderte Brecht nach Dänemark aus und verbrachte später einige Zeit in Schweden und Finnland. 1941 entschied er sich Europa zu verlassen und nach Amerika zu übersiedeln.
Nach dem Krieg kehrte er 1949 zurück nach Berlin, wo er das Berliner Ensembletheater gründete.
Zu seinen berühmtesten Werken gehören „Leben Eduards des Zweiten von England“, „Mann ist Mann“, „Die Ausnahme und die Regel“…