Der Roman „Der Ekel“ ist ein Werk des französischen Philosophen Jean-Paul-Sartre. Heute wird „Der Ekel“ als einer der bekanntesten existenziellen Romane angesehen. Das Werk wurde in Form des Tagebuches von Antoinea Roquentin als Ansammlung von Tagebucheinträgen geschrieben. Es beginnt mit der Bemerkung des Herausgebers, dass die Aufschriften in den Notizen von Roquentin gefunden wurden und ohne jegliche Änderungen veröffentlicht wurden. Dadurch dass sich der Autor entschliesst den Roman in Tagebuchform zu schreiben, gibt er uns einen detaillierten und subjektiven Einblick in das einsame Leben der Hauptfigur die versucht den Sinn des Lebens zu finden. Roquentin hat eine sehr zynische Weltansicht und lebt hauptsächlich zurückgezogen.
Die Hauptfigur verbringt seine Tage in der Bibliothek und schreibt ein Buch über de Rollebon. Wenn er nicht an dem Buch arbeitet, spaziert er in den Strassen von Bouville, und besucht ein Cafe mit dessen Wirtin er manchmal intim wird. Während er in der Stadt herumirrt, versucht er die anderen Menschen zu verstehen. Er versucht auch das benigne Erfüllen ihrer täglichen Pflichten zu verstehen. Deshalb taucht in ihm plötzlich das Gefühl des Ekels auf. Er wird seiner Umgebung bewusst und ihm wird klar, dass er sie nicht beeinflussen kann.
Eines Tages empfindet Roquentin das erste Mal den Ekel der ihn durch den ganzen Roman begleitet. Am Anfang ist ihm nicht bewusst was vor sich geht, und den Grossteil der Zeit versucht er dieses Gefühl dass in ihm aufkommt zu unterdrücken. In der Zwischenzeit schreibt er nicht mehr an dem Buch über de Rollebon, da ihm klar wird, dass er seine nicht einmal seine eigene Vergangenheit wiederaufleben kann, und deshalb hat es keinen Sinn dasselbe mit einer fremden Vergangenheit zu versuchen. Kurze Zeit war er mit einem Brief beschäftigt der ihm Anny, seiner Freundin mit der er in einer Beziehung war, und die er drei Jahre nicht gesehen hatte, geschickt hat. Sie treffen sich in Paris, aber haben dann keinen Kontakt mehr, weil sie der Meinung ist, dass sie sich selbst überlebt hat und jetzt nur noch vor sich hinexistiert.
Nach dem Besuch in Paris packt er seine Sachen, verabschiedet sich von seiner Stadt und zieht nach Paris. Er will dort versuchen ein Buch zu schreiben und dadurch eine Befriedigung zu finden.
Genre: existenzieller Roman
Zeit: unbestimmt
Ort: Bouville, kurz Paris
Thematik: Roquentins Versuch den Sinn des Lebens zu finden
Zusammenfassung
Bemerkung des Herausgebers
Der Herausgeber betont, dass diese Aufschriften unter den Notizen von Antoinea Roquentin gefunden wurden, und ohne jegliche Änderungen veröffentlicht werden. Roquentin ist jetzt schon drei Jahre in Bouvilleu um seine historischen Forschungen über den Marquis de Rollebon zu beenden. Davor bereiste er den Fernen Osten, Mitteleuropa und Südafrika.
Seite ohne Datum
Roquentin beginnt seine Aufzeichnungen mit der Anmerkung wie wichtig es ist, die Ereignisse im Leben von Tag zu Tag aufzuschreiben. Man sollte Tagebuch führen um klar zu sehen, und sich nicht die Kleinigkeiten entgehen zu lassen, weil genau diese wichtig sind, obwohl sie unwichtig erscheinen. Er kann sich schon nicht mehr an den Samstag erinnern. Er weiss nur noch, dass er einen Kiesel auf dem Wasser springen lassen wollte, aber etwas hat ihn zurückgehalten. Er empfand eine unbestimmte Angst, aber er wusste nicht woher sie kam.
Halb elf
Roquentin macht sich Gedanken über seinen Verstand. Vorher hatte er konstatiert, dass er sicher nicht verrückt ist, aber in ihm tauchen Zweifel auf. Jetzt kommen ihm seine Gefühle die er letzte Woche hatte komisch vor. Vielleicht war das nur ein kurzer Moment des Wahnsinns. Er fühlt sich ganz normal, wie ein gewöhnlicher Bürger. Er blickt durch sein Fenster. Gerade war der Zug aus Paris eingetroffen. Menschen stiegen aus und verliessen den Bahnhof, andere warteten auf die letzte Strassenbahn. Er ist ziemlich sicher, dass er wieder gesund ist und legt sich zu Bett.
Tagebuch
Montag, der 25. Jänner 1932
Jetzt ist Roquentin davon überzeugt dass mit ihm etwas geschieht, und dass er eine Krankheit hat. Es breitete sich langsam in ihm aus, sodass er für einen kurzen Moment dachte das alles in Ordnung ist. Aber es breitete sich in ihm aus. Er bemerkte den Unterschied an seinen Händen. Verschiedene Sensationen geben ihm zu denken, wie die kalte Türklinke die er an einem Tag angegriffen hatte. Er fragt sich, was für eine Veränderung in ihm vor sich geht. Er fragt sich, ob die Veränderung in ihm oder in der Stadt und seiner Umgebung vor sich geht.
Er kommt aber zu dem Schluss, dass er sich verändert hat. Das war sicher die Folge davon, dass er selten nachdachte. Jetzt haben sich diese winzigen Metamorphosen angesammelt und traten hervor wie eine Revolution. Er erinnerte sich an seine plötzliche Abreise aus Paris die sechs Jahre zurück lag. Mercier ging mit seiner archeologischen Truppe nach Bengal und lud ihn ein mitzugehen. Er kann sich genau an den Moment erinnern, als die Leidenschaft ihn verliess und er sich fragte was er überhaupt in Indochina tat. Ihm war langweilig. Er befürchtete, dass diese Krankheit ihn beeinflussen und einnehmen würde, er hatte Angst davor wohin es ihn führen würde. Er wollte nicht schon wieder plötzlich gehen und die Sachen unvollendet zurücklassen.
Dienstag, der 26 Jänner
Von neun bis ein Uhr arbeitete Roquentin in der Bibliothek an seinem Buch über Rollebon. Er beendete das 12. Kapitel das über Rollebons Aufenthalt in Russland erzählt. Um halb zwei war er im Cafe Mably und aß ein Sendwich. Im Cafe waren neben Roquentin noch ungefähr zwanzig Gäste. Er dachte, dass sie in einer Gruppe sein mussten um zu existieren, er jedoch war alleine. Er gibt nichts und nimmt nichts. Natürlich rechnet er den Autodidakten und Francoise, die Wirtin mit der er manchmal kurz redet wenn sie ihm ein Bier bringt nicht dazu. Er fragt sie zum Beispiel ob sie Zeit hat, und dann gehen sie in ihr Zimmer und lieben sich. Roquentin bezahlt sie nicht dafür, weil diese Art von Beziehung auf Gegenseitigkeit beruht.
Er fühlt sich einsam zwischen diesen Menschen. Er schwimmt auf der Oberfläche der Einsamkeit weil er sich in der Nähe von Menschen aufhält. Er dachte darüber nach, dass Menschen über kürzliche Ereignisse redeten und wie wichtig es ihnen war, dass sie die gleiche Meinung über die gleichen Dinge hatten. Zum ersten Mal ist ihm langweilig weil er alleine ist. Jetzt wäre es schön jemandem zu erzählen was mit ihm vor sich geht.
Er gibt zu, dass er etwas verschwiegen hat. Heute Morgen war er nicht in der Lage ein Stück Papier aufzuheben das auf dem Boden lag, obwohl er es wollte. In diesem Moment dachte er, dass er nicht frei ist und dieses Ereignis hinterließ einen starken Eindruck bei ihm. Er liebte es Kastanien und Papier vom Boden aufzunehmen und sie in seiner Hand zu fühlen. Ihm wurde bewusst, was er an dem vorherigen Tag am Strand gefühlt hatte, als er den Kiesel in der Hand hielt. Es war Ekel, als ob er von dem Kiesel auf ihn übergegangen war.
Donnerstagmorgen, in der Bibliothek
Während er die Stufen in dem Hotel hinunterging, sah Roquentin Lucie die mit der Besitzerin redete. Sie klagte über ihren Ehemann. Er schlug sie nicht, und ging ihr auch nicht fremd, aber jeden Abend kam er betrunken nach Hause und sie hatte schon genug davon. Roquentin traf Lucies Ehemann und war fast sicher, dass er an Tuberkulose erkrannkt war. Er beobachtete ihr Verhalten. Er sah wie sehr sie davon betroffen war, aber sie liess sich nie gehen, nur ein kleines bisschen. Es tröstet sie, wenn sie unter Leute war, dann konnte sie sich beklagen. Aber wenn sie alleine ist, kann er sie vor sich hersingen hören. Vielleicht wäre es besser, wenn sie sich der Verzweiflung hingeben würde. Aber Roquentin war überzeugt, dass sie das nicht konnte weil sie gehemmt war.
Donnerstagnachmittag
Roquentin erinnert sic h an die Aufzeichnungen die ihn dazu brachten nach Bouville zu ziehen und über Rollebon zu schreiben. Es war die Notiz von Germain Berger die kurz Rollebon und sein Leben beschreibt. Er war hässlich, aber er zog die Leute im Schloss mit einer besonderen Anziehungskraft an. Er war fast die ganze Zeit in Intrigen verwickelt und schlussendlich, während er in Russland war, wirkt er beim Mord des Kaisers Paul I mit. Dannach geht er nach Indien, China, Turkestan und kommt anschliessend zurück nach Paris. Einige Jahre lebt er mächtig und wird respektiert, bis er 1820 wegen Hochverrats angeklagt und eingesperrt wurde. Er starb nach fünf Jahren im Kerker.
Diese Worte brachten Roquentin dazu das Buch zu schreiben. Damals erschien ihm das sehr interessant. Als er mit dem Schreiben des Buches begann, war er beeindruckt, aber jetzt fand er Rollebon langweilig. Aber da er immer älter wird, will er das Buch zu Ende schreiben.
Freitag
Es ist drei Uhr. Roquentin sitzt in seinem Zimmer und denkt wie drei Uhr die schlimmste Tageszeit ist. Das ist die Zeit wenn den Leuten etwas entweder zu früh oder zu spät ist. Durch das Fenster kommen vereinzelte Sonnenstrahlen. Sie störten Roquentin so sehr, dass er am liebsten ins Bett gegangen wäre, aber gestern Nacht hatte er so gut geschlafen, dass er überhaupt nicht müde war.
Er beschloss nur dazusitzen und auf die Nacht zu warten. Er will auch nicht lesen was er gestern über Rollebon geschrieben hat. Wenn er anfängt zuviel nachzudenken, ist er sicher, dass er sich vor sich selbst ekeln wird. Er denkt über Rollebon und seinem möglichen Mitwirken an dem Mord von Paul I. Bis er nicht versteht was damals passiert ist, kann er nicht weiterschreiben. Er hatte Quellen, aber die Aussagen waren entgegengesetzt. Viele beteuerten dass Rollebon eine sehr langweilige Person war, aber andererseits gab es Aussagen über seine Überzeugungskünste. Roquentin versuchte das alles zu ordnen damit es einen Sinn ergab.
Seine Aufmerksamkeit wurde von seinem eigenen Spiegelbild abgelenkt. Er betrachtete sein Gesicht, wie er es oft in der letzten Zeit getan hat. Er sieht nicht ob sein Gesicht schön oder hässlich ist, aber er mag seine Haarfarbe. Seine Haare sind rot. Er freute sich dass sein Haar so auffällig war, als ob es strahlt. Er konnte kaum etwas menschliches in dem Spiegel sehen. Er fühlte als ob er an der Grenze zu der Pflanzenwelt war.
Halb sechs
Diesmal überfiel ihn der Ekel im Cafe. Das ist neu, weil ihm die Cafes bisher ein Zufluchtsort waren. Sie waren hell erleuchtet und voller Menschen. Er kam ins Cafe und wollte Ablenkung bei Francoise suchen. Aber die Kellnerin Madeleine sagte ihm sofort als er hineinkam, dass die Wirtin nicht da war, da sie einkaufen gegangen war. Sie übernahm seinen Mantel und fragte ihn was er trinken will, als ihn plötzlich dieses starke Gefühl des Ekels überfiel. Von diesem Moment an fühlt er sich schlecht und das Gefühl des Ekels lässt nicht nach.
Neben ihm sitzt eine Gruppe von Freunden die Karten spielt. An der Bar steht Adolphe, der Cousin der Wirtin der sie vertritt. Er beobachtete ihn einige Zeit. Roquentin begreift, dass der Ekel nicht in ihm, sondern in allem was ihn umgibt ist. Er ruft die Kellnerin Madeleine damit sie ihm das Lied „Some of these days“ auf dem Grammofon spielt. Sofort erkennt er die ersten Takte des Liedes. Er fühlt Glückseeligkeit, zumindest soviel wie der allgegenwärtige Ekel zulässt.
Nachdem das Lied fertig ist, fühlt er dass der Ekel verschwunden ist. Er beobachtete Adolphe, dann die Männer die Karten spielten, und stand dann auf. Es war dunkel. Bald würde er ins Kino gehen. Er hat noch etwas Zeit bis zu dem Anfang des Filmes, und er beschliesst noch in einen Teil des Boulevard Noir zu gehen. Dieser Teil war dunkel und anrüchig. Alles war unbewohnt und dunkel, fast unmenschlich. Ihn überrascht die Anwesenheit von zwei Menschen. Die Frau redete leise und schnell, als sie der Mann plötzlich wegschob und weiterging. Es erkannte die Putzfrau Lucie. Sie rief dem Mann zu dass sie unglücklich ist, aber dieser interessierte sich nicht dafür.
Roquentin näherte sich, aber er traute sich nicht ihr Hilfe anzubieten. Sie stand wie versteinert da. Er sah wie sie in ihrem Schmerz und ihrer Verzweiflung schwelgte. Er befürchtete, dass sie auf der Strasse in Ohnmacht fallen könnte. Er bemerkte dass er eifersüchtig auf sie war. Er war in den letzten drei Jahren so einsam, dass er nur noch dumpfe Stille fühlte.
Donnerstag, halb zwölf
Nachdem er zwei Stunden in der Bibliothek gearbeitet hatte, ging er hinaus um eine Pfeife zu rauchen. Er stand auf einem mit Ziegel gepflasterten Platz und beobachtete die Statue von Gustav Impetraz. Er war der Aufseher der Hochschulen, er war Maler und schrieb drei Bücher.
Hinter ihm taucht der Autodidakt auf. Sein Chef hat ihn vorzeitig von der Arbeit gelassen, und so kommt er in die Bibliothek um zu lesen. Er fragt den Autodidakten was er liest, und dieser zeigt im ungern zwei Bücher: Larbalestier und Lastex. Er erinnert sich an die vorherigen Bücher die er gelesen hatte und begreift, dass der Autodidakt alle Bücher nach alphabetischen Reihenfolge liest. Roquentin versuchte sich den Tag vorzustellen wenn der Autodidakt das letzte Buch fertig gelesen hatte und sich fragt: „Und was jetzt?“
Es war Essenszeit. Der Autodidakt nimmt ein Stück Brot und einen Riegel Schokolade und beginnt langsam zu essen.
Freitag, drei Uhr
Roquentin steht vor dem Fenster und beobachtet fast hilflos den Anblick. Er hielt seine Pfeife in der rechten Hand, aber er hatte keine Kraft sie zu füllen. Gereizt beobachtet er eine alte Frau die langsam die Strasse entlang geht. Es störte in furchtbar, dass sie alle paar Schritte stehen blieb um ihr Kopftuch zu richten. Die alte Frau verschwand hinter einer Ecke während Roquentin über den Verlauf der Zeit nachdachte. Genau in diesem Augenblick ist sie hier, bald wird er sie nicht mehr sehen, aber der ganze Prozess schien ewig zu dauern.
Roquentin erinnert sic han die Düfte und Geräusche von seinen Reisen nach Japan, Griechenland und Marakesch. Fast hätte er diesen Genuss vergessen. Er versucht Erinnerungen an diese Reise aufzurufen, aber er denkt dass das keinen Sinn hat, da dass nur ein haufen Bilder sind. Er kann nicht mehr wissen was die Bilder darstellen und ob es vielleicht nur Einbildungen sind.
Seine Träumerei unterbricht ein Klopfen an der Tür. Es ist der Autodidakt der ihm seine Reisebilder zeigen will. Er springt schnell auf und holt Fotos, in der Hoffnung, dass der Autodidakt dann schweigt und sich mit den Fotos beschäftigt. Er lag falsch. Der Autodidakt blickt kurz auf ein Foto und beginnt dann eine Rede über die Wichtigkeit von Reisen, da sie das Leben auf eine besondere Weise bereichern. Er sagt, dass er nachdem er seine Ausbildung, die nach seiner Schätzung ungefähr sechs Jahre dauern wird,beendet hat, plant, mit den Professoren und Studenten auf eine einjährige Reise in den Nahen Osten zu gehen.
Endlich war der Autodidakt der begeistert von seinen Abenteuern und Reisen war gegangen. Er lag auf dem Bett und dachte über die Abenteuer nach, ermutigt durch die Fragen des Autodidaktes. Er antwortete ihm automatisch dass er einige Abenteuer erlebt hatte, aber jetzt sah er ein, dass er sich in den letzten zehn Jahren selbst angelogen hatte. Alles was er erlebt hatte bestand aus einigen Ereignissen und Erlebnissen, aber keine Abenteuer, die den Anfang von etwas Wichtigem markierten.
Samstagmittag
Roquentin war in der Bibliothek. Er schaffte es dem Autodidakten, der am Ende des Saals saß aus dem Weg zu gehen. Er kümmerte sich nicht mehr darum, dass er keine Abenteuer erlebt hatte. Ihn beschäftigte ob er überhaupt welche erleben würde. Er kam zu dem Schluss, dass es möglich ist ein Abenteuer zu erleben, es würde genügen wenn er es nur erzählt. Während der Mensch lebt, geschieht nichts Aufregendes. Das Erlebnis eines Abenteuers erlöscht, da es keinen markanten Anfang hat.
Sonntag
Roquentin verlässt seine Wohnung in den Morgenstunden, wie er es jeden Tag macht. Als er den Park erreicht bemerkt er einen Unterschied. Der Park war leer, es waren keine Menschen da, und ihm fällt ein dass es Sonntag ist. Die Geschäfte waren geschlossen, die Menschen zu Hause, und einige bereiteten sich auf die Sonntagsmesse vor. Bald werden unzählige Familien auftauchen und es wird sich ein Sonntagsgetümmel formen.
Er spazierte den jetzt schon vollen Strassen entlang und horchte dem Menschengeschwätz. Er beobachtete die vornehmen Herren wie sie den Hut voreinander zogen. Er erinnert sich an die Polemik um den Bau einer zweiten Kirche in Bouville. Die alten Familien der Grosshändler und Schiffsbesitzer äusserten den Wunsch die Kirche am Gipfel des grünen Hügels, den sie bewohnten, zu bauen. Die Reichen und Vornehmen des Boulevards wollten jedoch, dass die Kirche auf dem Marignon Platz erbaut wird. Nachdem Vorschlag des Bischofs wurde die Kirche dann schlussendlich auf halbem Weg zwischen den zwei Orten erbaut. Alles das beeinflusste die Tournebride strasse, die nun voller neuer Geschäfte, Konditoreien und Bibliotheken war. Das ist nun die Gegend in der die Familien langsam spazieren. Sehr oft kommt es zu Stau, weil sich zwei Familien treffen und den Prozess der Begrüssung beginnen.
Roquentin erreichte das Ende der Strasse. Er hatte genung von den Menschen und dem Stau. Er beschloss über den Marignonplatz zu gehen. Ungefähr um ein Uhr kam er in dem Gasthaus Vezeliz an. Eine Gruppe Männer spielte Karten während andere sie beobachteten. In dem Gasthaus waren hauptsächlich kleine Händler die dort Mittag aßen, weil ihre Dienerinnen frei hatten. Damit er sich die Zeit etwas vertreibt las er ein Buch von Eugen Grandet. Nach der Mahlzeit schloss er das Buch und ging spazieren. Er dachte über den typischen Sonntag der Bewohner von Bouville nach. Nach dem Essen muss die Nahrung verdaut werden, und dann bereiten sie sich auf einen Spaziergang vor. Er traf eine Familie die auf dem Weg irgendwohin war, wahrscheinlich gingen sie ihre Verwandschaft besuchen oder auf einen Spaziergang ans Meer.
Montag
Roquentin wachte am Montagmorgen auf und ekelte sich vor sich selbst und seinem gestrigen Versuch der Erhabenheit. Die ganzen Phrasen ekelten ihn. Er begriff worin der Zauber der Abenteuer war: es ging um das Bewusstsein, dass man die Zeit nicht rückgängig machen kann. Er erinnerte sich an die Zeit mit Anny, und wie sie in der Lage war, die Zeit zu nutzen. Wenn er sie auf einen Tag besuchen ging, potenzierte sie alle ihre Missverständnisse, und die letzte Stunde widmete sie sich dann ihm.
Sieben Uhr, am Abend
Den ganzen Tag arbeitete er in der Bibliothek und unterdrückte seine Gefühle. Er schrieb sechs Seiten über die Herrschaft von Paul I. Rollebon ging ihm schon auf die Nerven, weil er so geheimnisvoll war, sogar wenn es nur um Kleinigkeiten ging. Es war schwer aufgrund ihrer verschnörkelten Briefe zu entschlüsseln was wirklich geschehen war. Das machte ihn wütend.
Elf Uhr, am Abend
Roquentin beschloss im Cafe Abend zu essen. Die Wirtin war im Cafe und so zogen sie sich in ihr Zimmer zurück um sich zu lieben. Manchmal trafen sie sich so, aber Roquentin war diesmal nicht sehr beeindruckt. Er machte es mehr aus Mitleid. In der Zeit ihres Liebesaktes machte er sich Gedanken über Rollebon und wie er den Roman über ihn zu Ende schreiben konnte.
Fasnachtsdienstag
Als er am Morgen aufwachte erwartete ihn die Vermieterin mit einem Brief der für ihn angekommen war. Er war von Anny. Er war überrascht, weil sie schon seit fünf Jahren nicht mehr kommunizierten. Er versuchte sich vorzustellen wie sie jetzt aussah. Sie benutzte immer noch das selbe Briefpapier. Sie versuchte sich gleich zu verhalten, sie war unerschütterlich darin. Der Brief war schwer, und so erwartete er einige Seiten, aber bald wurde er enttäuscht.
Sie schrieb ihm kurz, dass sie bald nach Paris kommt, und bat ihn, sie am 20. Februar im Hotel d´Espagne zu besuchen. Oft hinterließ sie ihm solche Nachrichten, dass er sie dringend besuchen soll. Aber bis er eintraf hatte sie schon die Lust verloren.
Roquentin spazierte durch die Stadt und missbilligte die aufkommende Festtagsstimmung die überall war. Seit sich Anny bei ihm gemeldet hatte, hat er die Lust an der Arbeit verloren. Er beschloss etwas zu essen und ging zu Camile. Es handelt sich um ein kleines Lokal. Er bestellte sich Bohnen. Er trug Annys Brief in der Tasche. Er erinnerte sich an ihre Beziehung. Sie änderte schnell ihre Laune und immer hatte er das Gefühl, dass sie von ihm eine besondere Geste oder ein besonderes Wort erwartet, um den vollkommenen Moment zu bekommen. Aber er konnte nur schwer erraten was genau sie von ihm wollte.
Neben Roquentin sitzt ein Gast der ihn anstarrt. Es ist zwei Uhr nachmittags, aber draussen ist es düster und es regnet. Die Tür des Lokales öffnet sich und Doktor Roge kommt herein. Es setzt sich auf die Bank und bestellt einen Calvados. Achille wird aufgeregt und hüpft herum damit ihn der Doktor bemerkt. Aber der Doktor blickt nur kurz auf, und nennt ihn einen alten Verrückten. Anschliessend trinkt er seinen Calvados und nickt ein. Roquentin steht auf und verlässt das Lokal.
Mittwoch
Die Aufzeichnung besteht nur aus einem Satz, in dem steht, dass man sich nicht fürchten muss.
Donnerstag
Dieser Bericht ist kurz. Roquentin führt an, dass er vier Seiten geschrieben hat. Dannach hatte er Glücksgefühle die lange andauerten. In acht Tagen wird er sich mit Anny treffen.
Freitag
Draussen war es so neblig, dass Roquentin die Kasernenmauern entlang ging damit er sicher war, dass er auf dem richtigen Weg war. Er kam zum Cafe Mably das im Halbdunkeln lag. Der Kellner schickte ihn in die andere Ecke des Cafes, weil er den Boden wischte. Er bestellte einen schwarzen Kaffee und ein Gebäck. In dem Cafe waren noch zwei andere Gäste. Nachdem sie gingen, erzählt ihm der Kellner, dass das zwei Artisten waren die diese Woche in dem Kino auftraten. Die Frau verband sich die Augen und erriet die Namen und das Alter der Zuschauer.
Eine ältere Frau kommt herein und sagt, dass die Kassiererin heute nicht zur Arbeit kommen kann, weil sie krank ist. Sie will den Chef des Lokals sprechen, der sich gewöhnlich um acht Uhr im Lokal aufhält, aber heute war er nicht da. Bevor sie geht fragt sie, ob der Chef vielleicht tot ist und darum nicht heruntergekommen ist. Roquentin dachte darüber nach wie die Nachricht in der Zeitung stehen würde. Er wollte die Stiege hinauf gehen um nachzusehen, aber der Kellner lässt ihn nicht. Er sagt zu dem Kellner oben Geräusche und ein Röcheln gehört zu haben, und dass er nachsehen soll. Anschliessend verlässt er das Lokal.
Er geht in die Bibliothek um zu arbeiten, aber den Grossteil der Zeit lag das Buch nur vor ihm. Als er die Bibliothek betrat, traf er den Autodidakten der ihn am Mittwoch zum Mittagessen einlud um ihm etwas zu erzählen. Roquentin bedauerte es im gleichen Moment als er die Einladung annahm.
Als es Mittag war konnte er es nicht mehr aushalten. Ihn quälte die Ungewissheit über das Schicksal von dem Chef des Fasquelle. Er nahm seinen Mantel und ging zum Lokal. Diesmal waren die Lichter eingeschaltet, aber der Kellner war nicht da. Niemand meldete sich und so verlässt er das Lokal fast in Panik. Er irrt eine Zeit lang ziellos umher, bis er wieder zu sich kommt und beschliesst in die Bibliothek zu gehen. Aber er bleibt im Park stehen. Der Grund dafür war ein Mann in einer Pelerine. Er traf ihn jedesmal wenn er an dem Park vorbeiging. Der Mann starrte auf etwas was vor ihm war, anschliessend stand er auf und ging davon.
In der Bibliothek waren neben Roquentin ein alter Mann und ein Junge und ein Mädchen die sich auf ihre Diplomarbeit vorbereiteten. Als sie darauf aufmerksam gemacht werden dass die Bibliothek bald schliesst, zögerten alle und wollten nicht nach Hause gehen.
Samstagmorgen
Er frühstückte im Cafe Mably. Er fragte die Kassierin ob Herr Fasquelle krank war. Sie bestätigte ihm dass er Grippe hatte. Er dachte über das bevorstehende Treffen mit Anny nach, wie es laufen würde… Er musste sich bemühen ihre Laune nicht sofort zu verderben.
Nachmittag
Er ging ins Museum um nochmal das Portrait von Olivier Belvignea zu betrachten. Er betrat einen Raum in dem fast 150 Portraits waren. Größtenteils waren Mitglieder von Bouvilles Elite zwischen 1875 und 1910 abgebildet. Gemalt wurden sie von Renaudas und Bordurin. Er blieb vor dem Protrait von dem Grosshändler Pacome stehen. Es beeindruckte ihn, dass an ihm nichts durchschnittlich war, nichts dem man hätte etwas einwenden können. Während Roquentin die Portraits betrachtet, betreten eine Frau und ein Herr in schwarz den Raum. Sie betrachteten die Portraits mit grosser Ehrfurcht und Bewunderung. Sie studierten die Portraits von den Gründern der Stadt Bouville. Roquentin ignorierte sie. Er ging an das Ende des Raums und verließ das Museum.
Montag
Roquentin quälte sich mit dem Schreiben von dem Buch über Rollebon. Er wollte es beenden, aber alles ekelte ihn. Ihn nervten verschiedenste kontradiktorische Informationen über Rollebon, was ihm das Formen eines sinnvollen Textes erschwerte. Er dachte über die Gegenwart und über die Vergangenheit nach, und kam zu dem Schluss, dass nur die Gegenwart existiert. Die Dinge die ihn jetzt umgebeben und in diesem Moment real sind, die Vergangenheit existierte nicht. Diese Worte waren auslösend, da Rollebon jetzt für ihn nicht mehr real war. Er fragte sich wie er Rollebons Vergangenheit beschreiben soll, wenn er seine eigene nicht beschreiben kann.
Die letzte Stunde verbrachte er sitzend. Er bewegte sich nicht, weil er wusste was folgen würde. Er hatte Angst, weil er wusste das Rollebon der Grund seiner Existenz war. Während er schrieb existierte nicht er, sondern Rollebon in ihm. Jetzt war er frei. Aufeinmal wurde er jedem Teil von sich selbst bewusst, er wurde seiner Existenz bewusst. Er verließ das Zimmer und lief in der Stadt umher. Während er lief, war er die ganze Zeit intensiv seiner Existenz, sich selbst, und allem was ihn umgibt bewusst. Er war entsetzt, aber so sehr er sich auch bemühte nicht daran zu denken, schaffte er es nicht.
Dienstag
Der Eintrag im Tagebuch kommentiert wie sich nichts ereignet hat, er existierte nur.
Mittwoch
Roquentin trifft sich mit dem Autodidakten zum Essen. Sie setzten sich an einen Tisch von dem aus Roquentin das Meer beobachten konnte. An einem Tisch saß ein Kaufmann, der mit seinem Essen beschäftigt war. Sie betrachteten die Menükarte. Der Autodidakt insistierte darauf, dass Roquentin die Menüs bestellt die zusätzlich bezahlt werden müssen. Obwohl Roquentin lieber etwas anderes gegessen hätte, überlässt er die Bestellung dem Autodidakten.
Als ihnen die Kellnerin die Vorspeise bringt, betreten eine Junge und ein Mädchen das Restaurant. Roquentin beobachtete sie eine Weile, in ihm waren gleichzeitig die Gefühle von Sympathie und Ekel. Sie waren jung und glücklich miteinander, aber Roquentin war überzeugt, dass das mit der Zeit abflauen wird.
Als der Autodidakt aufhörte zu reden, betrachtete Roquentin den Raum etwas genauer. Er dachte, dass er der Einzige in diesem Restaurant ist, dem seine Existenz bewusst ist. Der Autodidakt erzählt über seine Erfahrungen in Gefangenschaft und wie er in dieser Zeit eine grosse Liebe zu allen Menschen entwickelt hat. Deshalb fühlt er sich nie einsam. Roquentin war nicht besonders beeindruckt. In den Worten des Autodidaktes hatte er schon vorher Maxime von verschiedenen Humanisten herausgehört, die er während seines Lebens getroffen hatte. Der Autodidakt war etwas enttäuscht über Roquentins Gleichgültigkeit und gibt ihm zu wissen, dass auch er selbst ein Humanist ist, da er für Menschen schreibt, damit sie seine Bücher lesen. Roquentin, jetzt schon aufgebracht, erklärt dem Autodidakten dass er nur die Simbole die er in den Menschen sieht liebt. Er liebt die Jugend des Jungen und des Mädchens, und die Liebe zwischen Mann und Frau, aber nicht sie persönlich. Die Diskussion wird von der Kellnerin unterbrochen, die fragt was sie zum Dessert wünschen. Roquentin hat ein schlechtes Gewissen. Der Autodidakt wollte nur jemandem seine Liebe zu Menschen zeigen. Eigentlich war er wütend auf diejenigen die ihm den Kopf mit solchen Ideen gefüllt hatten.
Nach der Pause wird der Autodidakt friedlich, und Roqentin fühlt wieder den Ekel in sich aufsteigen. Alles ekelte ihn. Er wollte sich an einen Ort zurückziehen wo er hingehörte, aber dieser Ort existierte nicht. Er fühlte Zorn und Ekel, und zog die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich. Er verliess das Restaurant und ging dem Gehsteig entlang zum Strand. Zum Schluss landet er in einer Strassenbahn, und er fühlt eine tiefe Beklommenheit. Er konnte nicht mehr umgeben von Dingen sein. Er sprang aus der Strassenbahn und setzte sich auf eine Bank im Park. Er fühlte sich als ob er jeden Moment ersticken wird. Aufeinmal kristaliesierte sich alles, es war so, als ob er nun endlich klar sah.
Sechs Uhr abends
Er war nicht zufrieden und auch nicht gesund, aber ihm war klar was vor sich geht. Er wusste, dass der Ekel keine Krankheit und keine Laune war, sondern dass er es selbst war. Er begriff, dass er den Schlüssel zu seiner Existenz gefunden hatte, und dass alles absurd war. Einige Zeit waren seine Gedanken mit Dingen und ihren Eigenschaften beschäftigt, aber an diesen Tag begriff er, dass er sich keine Meinung darüber bilden konnte, da ihm ihre Eigenschaften entwichen.
In seiner Extase und in der Erkenntnis des Ursprungs seines Ekels, kam er zu dem Schluss, dass die Kontigenz wichtig war, beziehungsweise dass die Existenz nicht erforderlich war. Er begriff, dass alle überflüssig und undefiniert waren. Sie waren sich dessen nur nicht bewusst. Anschliessend geht er zurück ins Hotel und schreibt seine Erfahrungen aus dem Park neben dem Kastanienbaum nieder.
In der Nacht
Roquentin kommt zu dem entgültigen Entschluss, dass er aus Bouville wegzieht und in Paris leben wird. Es gibt keinen Grund in dieser Stadt zu bleiben, da er nicht mehr an dem Buch arbeitet. Er wird nach Paris gehen um sich mit Anny zu treffen, dann nach Bouville zurückzukehren um die restlichen Angelegenheiten zu regeln, und dann umziehen.
Freitag
Er schreibt kurz dass er im Club sitzt. Sein Zug kommt in zehn Minuten und er fühlt das herannahende Abenteuer.
Samstag
Er trifft sich mit Anny. Sie öffnet ihm in einem langen schwarzen Kleid die Tür. Er bemerkt dass sie etwas zugenommen hat. Auch ihr Gang hat sich ein bisschen verändert, die Art wie sie ihren Körper trägt, aber es war die gleiche Anny. Schlecht gelaunt sagt sie zu ihm dass er sich setzen soll. Er beobachtete den Raum. Früher war er voller kleiner Gegenstände, Schals, Turbane, Masken, aber jetzt war das Zimmer kahl, fast wie sein eigenes in Bouville.
Anny lachte laut, und dann erklärte sie ihm, dass sie sich freut weil er sich überhaupt nicht verändert hat, und dass er immer noch gleich blöd war und immer etwas entschlüsselte und erklärte. Sie war froh, dass sie etwas so stabiles und unverändertes in ihrem Leben hatte wie er es war. Aber sie bemühte sich ihn wissen zu lassen, dass sie keinen Kontakt zu ihm wollte. Aufeinmal wurde sie sanft und gab zu, dass sie jeden Tag an ihn gedacht hatte. Sie erklärte ihm, dass sie alt und müde war. Sie erzählte ihm, dass sie eine Zeit lang in einem Theater arbeitete, jetzt aber reist und sich von einem Bekannten aushalten lässt. Sie fragte ihn ob es bei ihm etwas Neues gibt. Aber nachdem sie erfuhr dass er ein Buch über Rollebon schrieb und in Bouville lebt, stellte sie keine weiteren Fragen. Es sah so aus, als ob ihr das vollkommen reichte.
Anny erzählt dass sie sich verändert hat, und wird etwas gereizt als er nicht bemerkt auf welche Weise. Sie verlangt von Roquentin dass er es errät. Sie sagt, dass ihn früher immer etwas bedrückt hat, und das er sich jetzt sicherlich besser in ihrer Gesellschaft fühlt. Roquentin antwortet nicht, aber bemerkt, dass er immer noch angespannt auf dem Stuhl sitzt. Sie sprachen darüber wie sie immer etwas von ihm erwartet hat, er aber nie erraten konnte was es war. Er fühlte sich immer schuldig, obwohl er selbst nicht wusste warum.
Anny sagt, dass sie sich selbst überlebt hat. Sie ist etwas verzweifelt, aber sie trauert nicht darum. Roquentin bittet sie, ihm endlich ihre vollkommenen Momente zu erklären, in denen er es nie geschafft hatte Teil zu haben. Sie antwortete ihm, dass alles begonnen hat, als sie in Momenten Einzelheiten die etwas grossartiges darstellten bemerkte. Sie nannte es das Bemerken von privilegierten Situationen. Das waren Situationen die eine seltene und besondere Qualität hatten. Wenn im Leben einer Person eine privilegierte Situation erscheint, stellt sich die Frage ob sie den vollkommenen Moment daraus machen kann. Aber inzwischen hatte sie begriffen, dass es keine privilegierte Situationen gab. Beide geben am Ende zu, dass sie nicht wissen wozu man überhaupt lebt. Aber er ist nicht verzweifelt, weil er ohnehin nichts erwartet hat.
Eine Zeit lang sitzen sie schweigend, sie haben sich nichts zu sagen. Dann sagt ihm Anny dass er gehen muss, da sie ein Deutscher besuchen kommt. Roquentin fragt ängstlich ob sie sich morgen treffen können, aber sie ist zu beschäftigt. Vielleicht kommt sie nächstes Jahr wieder nach Paris und dann meldet sie sich bei ihm. An der Tür sagt sie zu ihm, dass er seine Rolle das erste Mal gut gespielt hat, aber dass ihm niemand dankbar dafür ist.
Sonntag
Nachdem er sichergestellt hatte dass der Zug nach Dieppe wirklich um 5 Uhr 38 abfährt, wusste er dass ihn Anny nicht belogen hatte. Er spazierte den Rest des Tages durch die Stadt und versuchte nicht an Anny zu denken. Er fühlte sich ziemlich zerstreut. Sie war ihm so nah, sie war nur einige Schritte entfernt. Vielleicht könnte er sie überreden dass sie ihn begleitet. Um fünf Uhr fuhr er mit dem Taxi zum Bahnhof.
Nach einer zwanzigminütigen Suche sah er Anny mit einem jungen Mann. Er sah aus wie ein Ägypter. Als der Mann eine Zeitung kaufen ging, sieht Anny Roquentin durch ein Fenster in ihrem Abteil. Sie sah nicht wütend aus, sie sah ihn an ohne eine Miene zu verziehen. Der Zug fuhr ab, und alles war zu Ende.
Roquentin beschloss bis zum Ende der Woche nach Paris zu ziehen, obwohl er nicht sicher war, was ihm das nützen würde. Es sind schlussendlich ja nur zwei Städte – eine wird von einem Fluss geteilt, die andere ist zum Teil von Wasser umgeben.
Dienstag in Bouville
Roquentin fühlte sich auf eine merkwürdige Weise befreit. Er hatte keine besonderen Gründe um zu leben. Seine Vergangenheit war gleich tot wie Rollebon und der Wunsch das Buch zu schreiben. Die letzte Hoffnung die er heimlich hatte, war Anny die abgereist war. Seine Freiheit erlebte er wie eine Art des Todes. Jetzt wird er sich selbst überleben, genauso wie es Anny beteuerte getan zu haben. Er wird schlafen und essen, und so jeden Tag überleben. Er fühlte keinen Ekel, aber das war sicher darum weil er so erschöpft war. Er duschte und rasierte sich. Er fand es ungewöhnlich wie er mit solcher Leichtigkeit solche Dinge erledigte. In diesen Momenten hatte wohl die Angewohnheit seine Handlungen übernommen.
Mittwoch, mein letzter Tag in Bouville
Er suchte den Autodidakten in der ganzen Stadt, aber er konnte ihn nirgends finden. Er tat ihm leid. Seine sanfte und bescheidene Liebe zu Jungen war für Roquentin eher eine Art von Humanismus. Jetzt wird er ihn und Achille in ihrer Einsamkeit begleiten. Alle seine Träume waren über Nacht zerstört worden. Alles was ihm jetzt noch übrig blieb, war das herumirren in der Stadt, die Einsamkeit und der Kampf mit den schlaflosen Nächten.
Roquentin sitzt im Cafe Mably und beschliesst aufzuschreiben was genau dem Autodidakten passiert ist. Er kam das letzte Mal in die Bibliothek um die Bücher zurückzugeben die er letzten Monat ausgeliehen hatte. Er setzte sich an den Tisch neben dem Ofen. Neben ihn setzte sich eine Frau, und gegenüber von ihm saß ein Mann, an den er sich von seinen vorherigen Besuchen in der Bibliothek erinnerte. Um fünf Uhr kam der Autodidakt. Er wollte sich von ihm verabschieden, aber es sah so aus als ob ihm ihr letztes Treffen schlecht in Erinnerung geblieben war, da er ihm nur zurückhaltend die Hand gab.
Bald kamen zwei Jungen die wahrscheinlich ins Gymnasium gingen in die Bibliothek. Sie nahmen ein Lexikon aus dem Regal und setzten sich neben den Autodidakten. Roquentin hatte ein unangenehmes Gefühl, und eine komische Stimmung erfüllte den Lesesaal. Er setzte mit dem Lesen seiner Zeitung fort, um zu sehen was passieren würde. Bald hörte er ein Geflüster. Es kam von dem Autodidakten. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht bückte er sich zu einem der Jungen und flüsterte ihm etwas zu. In einem Moment zwickte der andere Junge seinen Kollegen in das Bein. Roquentin war überzeugt, dass sie etwas Böses im Schilde führten. Anschliessend nahm der Autodidakt beide Hände unter den Tisch und näherte sich dem Jungen. Roquentin wollte ihn aufhalten, aber noch mehr als das wollte er, dass endlich alles ein Ende nimmt. Er konnte nicht glauben dass er sich einem solchen Risiko aussetzte.
Der Korsikaner der Aufseher in der Bibliothek war, ertappte ihn und fing an zu schimpfen. Er gab ihm keine Gelegenheit sich zu verteidigen, weil er schon lange auf diesen Moment wartete. Der Autodidakt war nicht überrascht, es war, als ob er schon jahrelang auf so einen Ausgang der Situation vorbereitet war. Er setzte das Lesen seines Buches in Ruhe fort, aber der Korsikaner war so aufgeregt dass er ihn mit der Faust schlug. Roquentin war voller Zorn. Er ging zu dem Korsikaner und hob ihn in die Luft. Er wollte ihn schlagen, aber er gab sich zufrieden als er die Angst in seinen Augen sah.
Eine Stunde später
In zwei Stunden wird er sich in den Zug setzen und Bouville verlassen. Er fühlte sich von allen vergessen. Er befand sich zwischen zwei Städten, Bouville, mit der er schon abgeschlossen hatte und die er ignorierte, und Paris die er noch nicht kennengelernt hatte. Die einzige die sich an ihn erinnerte war Anny die nun in der Umarmung des Ägypters lag. Aber er war nicht eifersüchtig. Auch wenn Anny Gefühle für ihren neuen Geliebten hatte, waren das die Gefühle einer toten Frau. Ihn aber hat sie geliebt als sie noch am Leben war, bevor sie sich selbst überlebt hatte.
Er fühlte sich hohl, da er dachte dass das einzige Wirkliche das noch in ihm übrig war, die Existenz war die er fühlte. Er dachte über den Autodidakten nach, der in der Stadt herumirrte, da dass das einzige war was ihm noch übriggeblieben war. Ihn hatte die Stadt nicht vergessen, genauer gesagt dachte ein grosser Teil der Bewohner an ihn und verfolgte ihn. Und so war er auf das Herumirren in der Stadt verurteilt, da ihn wenn er in sein Zimmer zurückkehren würde, dort der Korsikaner, die Frau und die zwei Jungen erwarten würden.
Roquentin ging in den Club um sich von der Wirtin verabzuschieden. Er beobachtete sie, und ihm war nicht klar wie er vorher dieses breite Gesicht küssen konnte. Sie verabschiedeten sich kurz, und um sich die Zeit zu vertreiben, beschäftigte er sich mit dem Zusammenrechnen der Einkünfte die er für sein Leben in Paris brauchen würde. Er hatte eintausendzweihundert Franc monatlich, dass müsste ihm reichen.
Er fragte sich, womit er sich die ganzen Tage beschäftigen würde. Sogar wenn er einmal wöchentlich ins Kino ging, in der Bibliothek las und Spaziergänge machte, blieb ihm noch viel Freizeit. Er begann sich selbst zu bemittleiden. Er fühlte, dass der Ekel auftauchen könnte und begann alles aufzuschreiben was ihm in den Sinn kam, um es aufzuschieben. Madeleine spielt seine Lieblingsplatte. Er war nicht besonders aufgelegt für Jazz, aber die Platte war alt und ziemlich wahrscheinlich würde er sie in Paris nicht auffinden können. Er bat Madeleine das Lied nocheinmal zu spielen. Er machte sich Gedanken über den Autor des Liedes, sein Kummer traf ihn mitten ins Herz. Er versuchte über das Lied und über ihn nachzudenken. Er fühlte, dass er das erste Mal seit vielen Jahren von einem Menschen gerührt war, und er wollte mehr über ihn erfahren. So dachte er zärtlich an den Juden und an die schwarze Frau die das Lied sang. Ihn überkam ein ungewöhnliches Gefühl, es war Freude.
Er dachte, dass er seine Existenz vielleicht doch rechtfertigen konnte. Vielleicht könnte auch er sich in der Kunst versuchen. Er könnte ein Buch schreiben, vielleicht ein Abenteuer schreiben oder über etwas schreiben was er selbst erfinden würde. Vielleicht würde ihm das Schreiben eines Buches helfen sich wenigstens kurz ohne vom Ekel überwältigt zu werden an sein Leben zu erinnern. Vielleicht könnte er sich selbst, zumindest in der Vergangenheit akzeptieren.
Personenbeschreibung
Antoine Roquentin – ist ein einsamer Intellektueller. Er wohnte drei Jahre in Bouville, weil er ein Buch über den Marquis de Rollebon schreiben wollte. Er ekelt sich vor den alltäglichen und banalen Dinge mit denen sich andere Leute beschäftigen und die ihnen Befriedigung auf der täglichen Basis geben. Er fühlt sich in der Gesellschaft von Menschen nicht wohl. Er verbringt seine Zeit hauptsächlich alleine, aber er beobachtet und analysiert gerne andere Menschen. Die einzige Person bei der er sein will ist Anny, aber er hat sie schon einige Jahre nicht mehr gesehen. Nachdem sie sich wieder treffen, sagt sie ihm, dass sie nicht mehr in die vergangene Zeit zurückgehen können.
Manchmal spricht er mit dem Autodidakten, einem Mann den er in der Bibliothek trifft. Aber diesen Treffen geht er hauptsächlich aus dem Weg. Einen grossen Teil seiner Zeit verbringt er in der Bibliothek um sein Buch zu schreiben, oder er spaziert durch Bouville. Er fühlt sich einsam, aber auf der anderen Seite ekelt er sich vor anderen Menschen. Am Ende gibt er das Schreiben des Buches auf und beschliesst nach Paris zu ziehen, obwohl er nicht weiss was er dort machen soll. Bevor er auf den Zug nach Paris geht, besucht er die Wirtin mit der er sich ab und zu traf. In dem Gasthaus hört er sein Lieblingslied „Some of these days“, das ihn zu dem Schreiben eines Buches oder Romans inspiriert. In diesem künstlerisch inspirierendem Moment findet er optimistisch einen Grund für seine Existenz, der nicht nur harmlos ist und einen Sinn für ihn ergibt.
Jean-Paul Sartre Biografie
Jean-Paul Sartre wurde am 21. Juni 1905 in Paris geboren. Er starb am 15. April 1980. Sartre war ein Philosoph, Romanschriftsteller, Szenarist, Kritiker und Dramatiker. 1964 bekam er den Nobelpreis für Literatur, aber er lehnte ihn ab, weil dass nicht mit seinen moralischen Grundsätzen im Einklang war. Er wollte sich auf keine Weise abhängig machen.
Er schulte sich in Paris. In seinen Studententagen interessierte er sich für westliche Philosophie. Seine Denkweise war unter dem Einfluss von Philosophen wie Immanuel Kant, Hegel und Heidegger.
Bekannt ist seine Beziehung mit Simone de Beauvoir die er 1925 im Ecole Normale kennen lernte, wo er die Elitehochschule für Lehramtsfächer besuchte. De Beauvoir ist eine bekannte Schriftstellerin, Intellektuelle und Feministin. In Sartres Werken überwiegt die in Frage stellung der gewöhnlichen, sozialen und kulturellen Erziehung, sowie auch der Konflikt der sich zwischen Konformismus, der sehr oppressiv ist, und dem authentischen Sein als Gegengenseite bildet.
Die Einführung in die Philosophie des Existentialismus bildet das Werk „Ist der Existentialismus ein Humanismus?“ das 1946 veröffentlicht wird, aber es ist eine unvollkommene Beschreibung seiner Ideen. Das Schlüsselwerk des Existentialismus von Sartre ist „Das Sein und das Nichts“. Eines seiner bekanntesten Bücher ist „Der Ekel“, das eine Art von Manifest der existenziellen Philosophie ist.
Von 1939 bis 1941 war Sartre im Zweiten Weltkrieg. Anschliessend wird er vorzeitig aus dem Militär entlassen, und arbeitet dann als Professor. Eine Zeit lang beschäftigt er sich mit aktivem Wiederstand gegen dem Krieg, widmet sich dann aber der Literatur. Es entstehen seine Werke „Das Sein und das Nichts“, „Die Fliegen“ und „Geschlossene Gesellschaft“. Nachdem der Krieg zu Ende ist, gibt er die Zeitschrift „Moderne Zeiten“ heraus und wird Vollzeitschriftsteller. 1964 schreibt er sein autobiografisches Werk „Die Wörter“ in dem auf sehr witzige und ironische Weise seine ersten sechs Lebensjahre beschreibt, was ein Gegenangriff auf Marcel Proust sein soll. Dannach zieht er sich aus der Literatur zurück.